Knochenbrecherkohorte
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Kinderzeiten

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Beitrag von Avaniel So Jul 04, 2010 5:59 pm

OK, das sollte klar sein: Hier geht es um die Kinder- und Jugendjahre der Charaktere. Cora hatte mich mit ihrer Geschichte inspiriert, dann hab ich mich selber auch mal hingesetzt, und aufgeschrieben, was mir so zu Avas Kindertagen in den Kopf kam, und das werde ich jetzt hier auch *tief Luft hol* hineinstellen.
Zum Schmökern, zum Grinsen, zum Verstehen, und vielleicht zum Inspirieren: Wer auch etwas zu den Kindertagen seines Charakters schreibt oder geschrieben hat, ist herzlich willkommen, das hier ebenfalls zum Besten zu geben.




Versunken saß das Elfenmädchen auf dem Fußboden eines luxuriös eingerichteten Zimmers, vor sich auf dem Boden ausgebreitet eine stattliche Anzahl von Asseln, Spinnen, Käfern und sogar ein (offenbar toter) Falter, dazu ein paar Blätter, Steinchen und anderer... Unrat, der Inhalt der Taschen des kleinen Blondschopfes. Konzentriert beugte sie sich über ein großes Buch, das aufgeklappt auf ihren elegant untergeschlagenen Beinen ruhte, und schob einen schillernden Käfer auf den farbenbrächtigen Bildern in dem Buch hin und her. Langsam buchstabierten ihre Lippen fremdartige Worte: Ta-na-ris... Un-go-ro... Sie stellte sich vor, ihre Käfer wären groß, und von weit her, stellte sich vor, sie würde einen entdecken, den noch niemand vor ihr gefunden hätte, oder... oder sie würde sie alle finden, jede Käfersorte in ganz... ganz Tanaris, jawohl! Wo auch immer das sein würde... Aber es wäre bestimmt spannend, es zu sehen.

"Prinzessin Avaniel! Prinzessin Avaaaaaniel!" Schritte hallten draußen, und das Kind klappte eilig das Buch zusammen, plättete dabei vor lauter Eile den Käfer zwischen den Seiten, und versuchte hastig, die anderen Viecher mit dem Fuß unter das Bücherregal zu schieben, jedoch es war zu spät. Die Tür ging auf, und eine ältere Elfe erschien. Deren Blick verfinsterte sich sofort, als sie den Dreck auf dem Boden und dem Kleid der Kleinen bemerkte.
"Eirinnonve Avaniel! Ihr seht wieder einmal absolut unvertretbar aus. Ihr werdet euch SOFORT umkleiden, und zum Essen erscheinen, sobald ihr wieder präsentabel seid. Habt ihr etwa schon wieder Insekten aus der Gartenmauer geklaubt?"

Das zierliche Mädchen senkte den Kopf, und sah zur Seite. Sollte sie doch reden, bald würde sie auf die Schule kommen, und dort....
"Ihr werdet eurem fürstlichen Herrn Vater beichten, daß ihr wieder einmal seine Bücher durcheinander gebracht habt. Verstehen wir uns, Prinzessin? Was für ein Glück für euch, daß er euch auf die Schule schicken wird. Dort wird man euch sicher angemessene Manieren beibringen, und ihr werdet zu wenig Zeit haben, um noch mit Käfern und... und ASSELN...", sie sprach das Wort voller Abscheu aus, "...zu spielen."

Avaniel schob die Insekten auf dem Fußboden zusammen, und steckte sie murrend in ihre Rocktasche zurück, was ein empörtes Zungeschnalzen auslöste. Das Elfchen kicherte. Zack, hatte sie sich eine Kopfnuss eingefangen.

Gesenkten Hauptes, jedoch die hinter ihr fortdauernde Tirade ihrer Erzieherin weitgehend ignorierend, trabte das Mädchen in ihr Zimmer, um sich umzuziehen, und hing ihren eigenen Gedanken nach. Wenn die Schule wirklich so streng war... vielleicht wollte sie doch lieber hier bleiben, wo man sie den Tag über weitgehend vergaß, sobald sie ihre morgendlichen Stunden absolviert hatte? Sie würde ihren Vater fragen, am besten gleich heute, da sie ihm ja ohnehin den zerquetschten Käfer in dem Prachtband erklären mußte, und noch bevor er wieder abreiste.

Frisch gewaschen und sauber angekleidet erschien sie einige Zeit später zum Abendessen, und grüßte mit einem höflichen Knicks ihre Eltern. Ihre Mutter lächelte ihr wohlwollend zu, während ihr Vater sie von oben bis unten musterte. Hinter ihr erschien wie ein drohender Schatten ihre Erzieherin.

"Du wolltest mir etwas sagen, mein Kind?"

Avaniel trat die Flucht nach vorn an. "Herr Vater, mir ist..." Sie legte sich ihren Satz sorgfätig zurecht, bevor sie weitersprach. "Herr Vater, mir ist beim Studium in eurer wundervollen Bibliothek wohl ein Käfer in einem Buch ...kaputtgegangen... und ich glaube, er hat einen Fleck hinterlassen."

Der Fürst machte ein ernstes Gesicht, ihre Mutter schüttelte nur den Kopf. "Soso, ein Fleck in einem Buch, ja? Mein Kind, Bücher sind kostbar, und du mußt lernen, mit ihnen respektvoll umzugehen, wenn du sie benutzen möchtest. Sonst werde ich die Bibliothek abschließen, wenn du das nicht schaffst."

Die kleine Elfe ließ die Ohren hängen und nickte schuldbewußt. "Ich werden den Fleck entfernen, ganz gewiß. Und in Zukunft aufmerksamer sein!"
Eirinnon Fhirannor streckte die Hand nach seiner jüngsten Tochter aus und legte den Arm um sie. "Tue das, es wäre doch schade, wenn die Bücher alle voller zerdrückter Käfer wären. Und den Fleck... lasse besser in Ruhe, sonst wird er noch größer."
Der Fürst drückte sein Töchterchen an sich, und wuschelte ihr über das Haupt, welches ihn, obwohl er saß, noch nicht überragte.

Avaniel wagte aufzuatmen. Aber da war ja noch etwas.... Sie sah zu ihrem Vater hoch, blickte in die blauen Augen unter dem hellblonden Haar. "Vater? Vatiiiii? Die Schule... muß ich da schon hin? Ich bin doch eigentlich noch etwas zu klein dafür, oder? Fhiranduriel war doch auch älter, das weiß ich."
Hinter sich hörte sie das scharfe Einatmen ihrer Erzieherin. Jedoch ihr Vater schaute zu ihr herab, und seine Antwort erleichterte sie.
"Wenn du Angst hast, können wir das sicher noch ein paar Jahre verschieben... Es eilt ja nicht bei dir." Nein, bei ihr eilte es nicht, wer war sie denn schon? Das vierte Kind, die zweite Tochter... da konnte man das alles wohl etwas entspannter sehen, zumal ihre Schwester Fhiranduriel vermutlich in wenigen Jahren eine vielversprechende Verbindung eingehen würde, und ihr ältester Bruder schon vorteilhaft verlobt war. Vielleicht würde er auch bald einen Erben haben, und Avaniel hoffte nicht ganz unbegründet, daß ihr Vater unter all den bedeutungsschweren Ereignissen, die in den kommenden Jahren anstanden, es schlicht vergessen würde, sie auf die Schule zu schicken. Immerhin waren zwei Hochzeiten und ein Thronfolger zu erwarten.

Der Elf küßte seine Tochter liebevoll auf die Stirn, und drückte sie nocheinmal kräftig. "Das werden wir dann alles sehen, wenn die Zeit kommt. Jetzt setze dich zum Essen, deine Mutter wartet schon."

...

In der Tat geschah es des öfteren, daß Fürst Eirinnon Fhirannor die Existenz seiner jüngsten Tochter vergaß. Nun ja, vielleicht nicht ganz ihre Existenz, aber die nächsten Schritte ihrer Erziehung ins Werk zu setzen, das schon. Kam sie ihm unter die Augen, betrachtete er sie mit großer Zuneigung, und konnte ihr kaum lange böse sein, fand er doch trotz ihres zarten Alters soviel von sich selber in ihr wieder. Er verfolgte ihre Entwicklung mit einem leicht distanzierten Interesse, etwa so, wie man einen exotischen Käfer beobachten würde: Neugierig, aber ohne ihn groß zu stören.
Und ein kleiner Käfer, das war sie.
Sie hatte das strohblonde Haar des Fürsten geerbt, und nicht die wunderbaren seidig-schwarzen Kaskaden ihrer Mutter. Ihr Gesichtchen war ebenmäßig, aber es verriet schon jetzt, daß es niemals die nahezu perfekte Schönheit aufweisen würde, die ihre Schwester und ihre Mutter besaßen. Auch begann das Kind, obzwar noch jung, jetzt schon in die Höhe zu schießen. Vermutlich würde es nicht so einfach werden, einen passenden Gatten für sie zu finden, wie es bei ihrer anmutigen Schwester gewesen war, und ihre Angewohnheit, sich die Taschen mit Krabbeltieren zu füllen oder stundenlang den Wuchs einer Pflanze zu studieren, half auch nicht eben.

Allerdings konnte Eirinnon Fhirannor in dieser Hinsicht gelassen bleiben: Sein Erstgeborener, welcher ihm dereinst als Familienoberhaupt nachfolgen würde, hatte eine annehmbar intelligente und durchaus liebenswerte Gattin aus guter Familie, und die beiden erwarteten zur Freude aller Nachwuchs. Auch seine ältere Tochter hatte vor wenigen Jahren ihren Bund zelebriert und das Haus verlassen. Sie hatte ihre Wahl klug getroffen, und der Fürst hatte der Verbindung nur allzu gern zugestimmt. Und selbst sein zweiter Sohn, obgleich bislang ein wenig eigenbrötlerisch, begann Interesse an der Damenwelt zu zeigen. Eine junge Frau, die wie er bei den Waldläufern diente, hatte seine Blicke auf sich gezogen, und sein Vater wußte wohl von der sich anbahnenden Affäre, und billigte sie durchaus.

Blieb also seine Jüngste. Das vierte Kind. Eine Seltenheit in den Adelshäusern Quel'Thalas', und ein lebhaftes Zeugnis der anhaltenden Zuneigung des Fürsten für seine Gattin Valmadea. Auch wenn sie sich in den Augen ihres Vaters gut entwickelte, so würde ihr doch eine weitergehende Ausbildung als sie hier im Hause möglich war nicht schaden, zusammen mit etwas gesellschaftlichem Schliff. Vielleicht ließe sich später ein Platz an einer Akademie für sie finden, das würde ihr sicher gefallen und ihrer unersättlichen Neugierde entgegenkommen. Und wer weiß, vielleicht würde sich ja eines Tages jemand finden, der das seltsame Kind mit genausoviel Zuneigung betrachtete, wie ihr Vater es tat.

Eine Schule also. Die Auswahl fiel nicht schwer, war eigentlich schon vor Jahren gefallen, und überhaupt kamen nicht mehr als zwei in Frage. Jedoch war Fürst Eirinnon immer wieder darüber hin gekommen, sein Nesthäkchen dort auch anzumelden. Seufzend erhob er sich, und rief nach Meister Sonnentau, seinem Verwalter. Es wäre gut, diese Sache noch vor seinem Aufbruch in das Arathigebirge unter Dach und Fach zu bringen, damit sie nicht wieder in Vergessenheit geriete. Einige Jahre wäre die Kleine dann aus dem Haus, aber das war wohl von Nöten. Und vielleicht, ja, vielleicht würde sie ihn nach ihrer Schulzeit auf seinen Studienreisen begleiten. Er sah jetzt schon vor sich, wie ihre Augen da strahlen würden...


Zuletzt von Avaniel am Di Jul 06, 2010 10:05 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Beitrag von Maagal Mo Jul 05, 2010 8:33 pm

Maa'Gal Gan'Gau, seines Zeichens Amani'Shi, Sohn von Malaga'jin Gan'Gau, Enkel von Mar'jen Gan'Gau, eine Blutlinie, der man vieles nachsagte. Vieles, nur Schwäche war nicht dabei. Nein, nie hörte man den Namen Gan'Gau in Verbindung mit Schwäche. Oft wurde der Begriff "Wahnsinn" benutzt. Und zwar im Sinne von wirklichem Wahnsinn, und nicht des Ausrufes "Das ist ja Wahnsinn". Auch der Begriff "Genie" wurde mit ihnen in Verbindung gebracht. Ein weiteres Wort war "Größe". Und allem voran, sagte man dieser Linie - Die ausschließlich aus Männern bestand, sah man von den Weibern der Familienführer ab - ein Wort nach. Ein Wort, das sofort in den Kopf, in den Sinn kam, wenn man nur den Namen hörte: Stärke.

Die Blutlinie der Gan'Gau, was sinngemäß soviel wie "der Wahnsinnige" bedeutet, beginnt bei Mar'jen. Er war nicht der erste Troll dieser Linie, wohl aber der Erste, der diesen Namen tragen durfte. Genauer gesagt, der diesen Namen bekam. Und durch ihn wurde der Name weitergegeben; An sein erstes Weib und an die Nachkommen dieses. Und so war Malaga'jin der Zweite, der diesen Namen in die Welt trug, und zu Größe verschaffte, wobei die Art und Weise kaum unterschiedlicher sein konnte. Mar'jen erlangte sein Ansehen durch den Kampf, das Töten von Elfen, das Führen von Einheiten, das Bild eines lebensmüden Irren, der sich über Regeln hinwegsetzte und sowieso jedem, der sich ihm in den Weg stellte, solange es nicht Zul'Jin selbst war. Spätestens, als er seinem Sohn, Malaga'jin, allein aus Größenwahn, einen Häuptlingstitel gab, ohne, dass er einer war, hatte er sich diesen Namen verdient. Und eben jener Malaga'jin war es, der sich von dem Bild seines Vaters überraschend abhob: Er war mindestens einen Kopf kleiner als sein Vater. Er war schmächtiger. Nicht kraftlos, aber seinem Alten unterlegen. Allerdings war er im Gegenzug mit einem ruhigen, bedachtem Gemüt, einem hellen Verstand und Auffassungsgabe beschenkt worden. Er wurde Hexendoktor. Und im Laufe seines Lebens, welches mit neunundfünzig Jahren unbeschreiblich lang dauerte, perfektionierte er dieses sein. Zwar tat er es fernab Zul'Amans, und diente letztlich unter der Horde, statt Zul'jin, kam aber zurück und ließ sich bestatten, wo auch sein Vater und seine anderen Vorfahren ruhten. Und aus dieser Linie, aus diesem Hexendoktor, der so alt war, dass man es nicht wagte, sich gegen ihn zu erheben, entsprang Maa'gal Gan'Gau, auf den alle mit Spannung und Interesse schauten. Und auf dem eine große Last lag: Seinem Namen würdig werden.

Maa'gal kam, auf den ersten Blick, nach seinem Großvater. Als er elf Jahre alt war - nach trollischen Verhältnissen also halbwüchsig, im Jugendalter - hatte er die meisten Ausgewachsenen von der Größe und Statur her bereits eingeholt. Im Zweikampf konnte ihn kaum einer Niederringen. Von seiner Altersklasse wagte es niemand mehr, aus den Klassen darüber schafften es nur wenige und einzig die Kampferfahrenen, die ausgelernt waren und um aller Praxis wussten, mehr erlebt und getan hatten, als Jugendraufereien, waren in der Lage, ihn zu bezwingen. Dieser Sprössling saß nun, alleine, endlich mal nicht von seiner persönlichen Klette, Aka'Jee, umgeben, auf einem Fels und sah auf die Stadt seines Volkes herab. Es war einer dieser Stunden, wo er an seinen Vater dachte, den großen Hexendoktor, den er nie kennen gelernt hatte. Der irgendwo in der weiten Welt war, weit weg von ihm und seiner Mutter, weit weg davon, ihn zu unterrichten und weit weg davon, seine Mutter schützen zu können. Schützen vor lüsternen Säcken, die in ihr ein Stück Fleisch und eine Versorgerin sahen. Seine Mutter berichtete nur Gutes vom Vater, auch wenn es sie schmerzte, dass er nicht mehr bei ihnen war. Und nicht mal etwas von seinem Fleisch und Blut wusste. Und weil sie immer noch an ihm hang, ihn immer noch liebte, ihm treu sein wollte, weigerte sie sich, einen neuen Kerl anzunehmen, auch wenn es alles soviel leichter gemacht hätte. Und aus diesem Grund war er es, Maa'gal, der elfjährige Hüne, der die Herrenrolle im Haus übernahm. Er war es, der sich das Futter erkämpfte. Und er war es, der die aufdränglichen Säcke vertrieb. So gerne hätte er die Verantwortung abgeben, wäre weniger Herr und mehr Kind gewesen, doch er durfte nicht. Er konnte nicht, wenn er wollte, dass seine Mutter lebte. Denn um sich selbst zu wehren, war sie zu schwach. Es waren diese Sorgen, die Maa'gal dazu trieben, sich immer dann, wenn seine Mutter ihn nicht brauchte, er keine Verpflichtung hatte, einfach mal für ein paar Stunden, für eine Nacht, er frei war, sich mit seinen Kameraden zu betrinken, zu feiern und alles in einer Nacht, auf einem Weib zu vergessen; Am öftesten traf es hierbei Aka'Jee. Das Ränkespiel mit darauffolgendem, wie soll man das nennen, Versöhnungssex war für die zwei mittlerweile wie das Fangenspiel zweier Kleinkinder. Maa'gal Gan'Gau war frühreif. Unfreiwillig.

Mit einem Brummen erhob sich der Bursche von seinem Fels, trottete durch die weiten Straßen der Stadt, Zul'Aman, das zu dieser Zeit noch in all seiner Pracht erstrahlte. Er musste nach Hause gehen, nach seiner Mutter schauen, sich etwas zu Essen geben lassen, damit er am Abend, wenn sie ihn nicht mehr brauchte, sich ausleben konnte. Als er auf seine Hütte zusteuerte, sah er, dass die Plane runtergerissen war. Sein erster Gedanke war der Ärger darüber, dass er das reparieren musste. Dann dachte er darüber nach, warum die Plane nicht mehr aufgehangen war. Ein Unwetter gab es nicht, also konnte es nur heißen, dass jemand eingedrungen war. Wut keimte in Maa'gal auf und er beschleunigte seinen Schritt. Es dauerte nicht lange, da war er angekommen, betrat das Gebäude - Gefolgt von neugierigien Blicken, wusste jeder, was nun folgen würde. Und jeder war auf den Ausgang gespannt. Und jeder sollte überrascht sein. "Finger weg von meiner Mutter, Bastard!", schrie Maa'gal, von einem Knurren begleitet. Ein Knurren war es auch, was er zur Antwort bekam. Seine Mutter war in die Ecke gedrängt, ihr Kleid war aufgerissen worden, hing nur noch gerade so an ihrem Leib. Die Brüste waren bereits entblöst, auf ihrer Wange war eine Platzwunde. "Halt's Maul, Welpe. Geh. Außer, du willst zusehen." Der Amani, der vor seiner Mutter stand und sich ihm jetzt zuwandte, war einen Kopf größer als Maa'gal selbst, unterschied sich von der Breite her aber nicht sonderlich. Der "Welpe" sah zu seiner Mutter, sah, in welchem Zustand sie war und das entstellte Gesicht verzog sich zu einer verhassten Fratze, in der jeglicher Versuch, Freundlichkeit oder jugendliche Unschuld zu erkennen, vergebens war. Was anschließend folgte, weiß niemand so genau. Seine Mutter hatte die Augen panischen zusammengekniffen, von draußen konnte niemand etwas erkennen und Maa'gal erinnert sich heute nicht mehr daran, wie es ablief. Er weiß nur noch, wie es ausging. An diesem Tag brachte Maa'gal seinen ersten Gegner um. Und es war kein Elf.

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Beitrag von Dahji Di Jul 06, 2010 8:10 pm

Kindheitserlebnis - Dahji

Stimmen erreichten sein Ohr. Bekannte Stimmen. Der junge Troll, gerade als Halbstarker durchgehend, öffnete träge die Augen. Ja, er kannte die Stimmen. Stimmen von anderen Kerlen, ein paar Jahre älter als er selbst. Nari’kals “Freunde”, wenn man einen Haufen Halbstarker, die so hohl wie ein leerer Schildkrötenpanzer waren, überhaupt als so was bezeichnen konnte. Zumindest waren sie sein Jahrgang.

Er wollte sich mit Kharh treffen. Es hatte ihn nicht verwundert, dass dieser sich wieder einmal verspätete und nun kannte er auch den Grund, als er den Blick gen dem Stimmengewirr schweifen liess. Die kleine Gruppe hatte seinen Freund umstellt, hänselten ihn. Kein unbedingt seltenes Bild, galt er doch schon seit jeher als seltsam und eigenbrötlerisch. Vermutlich hätten sie das gleiche mit ihm, Dah’jihro, Sohn des Sul’makal, getan… wäre er nicht eben der Sohn seines Vaters gewesen.
Der junge Troll seufzte, streckte sich ausgiebig und drückte sich hoch. “Zeit, ihn'n 's Maul zu stopf'n..." Mit diesen Worten schlenderte er auf die Gruppe zu, sich den tiefblauen kurzen Haarschopf kratzend.
"Man, du blöder Vog'l! Jetzt red' schon!" hörte er den Anführer der Schildkrötenpanzergruppe murren, welcher Kharh, der wie immer einfach nur grinste, gerade eine in die Seite verpassen wollte.

"Eh... was soll'n das werd'n, wenn 's fertig is?" warf Dahji ein und sein Plan ging auf. Er hatte die Aufmerksamkeit der Abteilung Schildkröte.
"Misch dich nich ein, Wurm." bellte der Kopf der Gruppe. "'s geht dich 'n Scheißdreck an."
"So? N'jah... würde 'ch auch so seh'n, ab'r 'ch will euch doch vor 'n Fehler bewahr'n, taz'?" sprach Dah'jihro und grinste wissend.
Ratlosigkeit stand auf den Gesichtern des Deppentreffs. "Wie meinst'n das?"
"Hrm... ihr verschwendet mit dem doch nur eure Zeit un' Energie, eh? Große starke Kerle wie ihr, habt doch sich'r bess'res zu tun, als nen unfähig'n Welp'n zu verprügeln, nech?" Hoffentlich fielen sie darauf herein. Wenn man ihr Ego streichelte, verkrümelten sie sich meistens. Kharh zwinkerte ihm grinsend zu. Da die Aufmerksamkeit der Gruppe auf dem Redner lag, bemerkten sie dies zum Glück nicht.
Oder eher zu Dahjis Unglück.
Er sah den Stein in Kharhs Hand, die Augen weiteten sich kaum merklich. Der Schildkrötenchef wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, fast schon wohlwollend grinsend.
"Recht has' d-..." weiter kam er nicht. Kharh zog ihm den Stein über den Schädel... und nahm die Beine in die Hand. Durch den Überraschungsmoment hatte er so viel Vorsprung, dass sie ihn wohl auch nicht allzu bald einholen würden.
Dahji stand noch überrascht da, wollte gerade ebenfalls davonspurten, aber... zu spät. Schon standen sie um ihn herum.
"Witzich... sehr witzich, Wurm. Wirst ja seh'n, 's du davon has'..." Knöchel knackten. Was folgte, war nicht gerade eine sanfte Massage...

Minuten vergingen. Lange Minuten der Erklärungsversuche, zu denen er nicht wirklich kam. Vorher fing er immer Eine. Irgendwann lag er am Boden, ein Häufchen Elend zwischen den anderen Halbstarken, die ihm noch ein paar Mal die Unterseite ihrer Füße zeigten, ihn mit Dreck bedeckten und dann knurrend davonschlenderten.

Weitere Minuten vergingen, schleichend, in denen Dahji einfach nur dort lag. Sollte er sich aufrichten, solange sie noch in Reichweite sein, würde sie ihn verfolgen. Also blieb er liegen, bis er sich sicher war, keine Stimmen mehr zu hören. Der junge Troll erhob sich halb, schwenkte den Blick des nicht zugeschwollenen Auges in die Richtung, in die sie gegangen waren. Weg.
Dah'jihro erhob sich ganz, schlurfte träge in Richtung Meer. Bisher konnte er sowas immer vermeiden. Aber er wusste, dass Dreck in den Wunden unangenehm werden konnte. Also hieß es: auswaschen. Das hatte er immerhin bei Krejan mal gesehen, als dieser verletzt worden war, also musste es richtig sein.
Er jaulte auf, fluchte herum, als das Salzwasser durch die Wunden spülte. Knurrend beäugte er das Meer, als er leise Schritte hinter sich vernahm. Schicksalsergeben drehte er sich herum, sich sicher, dass die Deppen wieder da waren. Überrascht blinzelte er, als dort Nila'makal stand und nur den Kopf schüttelte.
"Dumm's Brüderch'n..." murmelte sie, klang jedoch eindeutig amüsiert. "Komm mit... 'ch zeig dir, wie man 's auswäscht... Hat Mutt'r mir gezeigt."
Dahji nickte. "Gut... danke... Schwesterch'n." Ein mattes Grinsen folgte aus dem stellenweise geschwollenen Gesicht.
"Will 'ch wiss'n, 's du g'macht hast?" fragte sie, sah zu ihm herüber, musternd.
"Ney..." brummte er, murmelte "nur, 'ss Kharh noch ein paar von mir fängt."
"Kharh?" Nila schnaubte. " 's gibste dich auch mit dem ab... selbst Schuld, Dahji."
Er schwieg, schlurfte seiner Schwester hinterher, sich schon auf die Kommentare seines Bruders einstellend, die an ihm kein gutes Haar lassen würden.




So, das mal zu Dahji. *g* Von Kharh wird evtl. noch ne Folgestory geliefert. Smile
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Beitrag von Dahji So Jul 11, 2010 9:51 am

Und hier hätten wir die Folgestory, sponsored by Kharh!

Es erschien ihm nicht richtig. Zwar hatte man nicht ihm das Fell gegerbt, sondern Dahji, dennoch hegte der junge Troll Zweifel. Eigentlich konnte er zufrieden sein, erneut war es ihm gelungen einer Tracht Prügel zu entgehen, aber seinem Freund war es schlecht ergangen und die Loa wussten dass er nicht mal alle Klauen einer Hand brauchte um seine Freunde abzuzählen. Das Bild war einfach nicht richtig, Dahji sollte nicht mit Schmerzen im Leib am Wasser hocken, sondern Kharh. Oder noch besser Narikals Freunde. Ja, Narikals Herde nagaschwanzlutschender Kodohüter, sie sollte am Meeresufer sitzen und sich gegenseitig die Wunden lecken. Für wenige Augenblicke kam der Drang in ihm auf, Dahji zu trösten, doch mit dem nächsten Wellenhub war der seltsame Gedanke fortgespült. Ohnehin vernahm er Schritte vom Dorfe her, Nila suchte ihren Bruder, fand ihn, brachte ihn fort. Selbst schuld wenn Dahji sich mit ihm abgab, Dahji war selbst schuld sagte Nila. Schuld. Schuld ist eine seltsame Sache, so wandelbar, und ständig auf Wanderschaft. Von seinem Großvater wusste Kharh das es vier Runen für Schuld gab, eine reichte einfach nicht.

Vom Meer her kam Nebel auf, drückte sich über den Strand hinauf zum Dorf, Kharh begleitete ihn ein Stück, während er noch immer über Schuld grübelte. Und noch während der Nebel ins Dorf schlich, Kharh ihm folgte, fand das Fischermesser ganz von selbst in seine Klauen. Klingen waren eine einfache Sache, ihr Zweck war klar und schlicht, so viel einfacher als die Frage danach wer Schuld hatte. Dahji hatte Schuld, weil er Kharh helfen wollte, Kharh hatte Schuld, weil es ihn hätte treffen sollen, und Seniki und seine Freunde hatten Schuld weil sie die mangelnde Größe ihrer Hauer kompensierten indem sie alle schikanierten die kleiner, langsamer, oder weniger schwer bewaffnet waren.
Rechnete man dies alles zusammen so wog die Schuld der „Herde“ doch schwerer als die Schuld von Dahji und Kharh zusammen, oder nicht? Man benötigte immerhin viel mehr Worte um ihrer Schuld ein Gesicht zu geben.

Kaum jemand war noch anzutreffen, mit dem Nebel kam das Unheil, Naga schlichen sich heran, so lag der Dorfplatz einsam und verlassen da, in den Häusern brannte kaum mehr ein Licht, doch konnte man darauf nicht viel geben, in solchen Nächten schliefen die Krieger nicht, sie harrten in der Dunkelheit aus, warteten auf den Laut der entstand wenn Schuppen über Stein krochen. Aber keine Wache reagierte auf Kharh, ob sie ihn nun nicht bemerkten oder nicht bemerken wollten, der Unterschied war für ihn kaum zu spüren. Ohnehin war er viel zu sehr damit beschäftigt erstaunt festzustellen, dass seine Schritte ihn direkt zur Hütte Senikis führten. Woher seine Beine nur wussten, wo er zu finden war? Ein wenig abgelegen von den anderen Hütten wirkte das Gebilde aus Schilf und Holz fast wie ängstliches Tier, das sich ängstlich zusammenkauerte und gegen den Fels drückte, um nicht gesehen zu werden. Ein sehr hübsches Bild, befand Kharh. Kein Licht, kein Geräusch drang nach draußen, man könnte glauben die Bewohner der Hütte würden schlafen, dennoch suchte der junge Troll einen Fleck zwischen den Felsen, sein graues Fell hob sich kaum vom Stein ab, der Nebel tat sein Übriges. Und während er auf jene Stunde wartete da Nacht und Morgen einander ablösten sinnierte er über Schuld, über Gleichungen, Runen und gebackene Krabbenscheren.

Als am nächsten Morgen Alarm gebrüllt wurde versammelte sich ganz Schattenflucht, Jäger und Krieger rüsteten sich um Jagd zu machen. Das Bild das sich den Ältesten, als sie sich Senikis Hütte näherten bot, sprach deutlich. Naga mussten in den frühen Morgenstunden im Schutze des Nebels zu den Hütten geschlichen sein, die abseits lagen, Blutspuren führten hinab zum Strand, Leichen fanden sich keine. Ein herber Verlust für das Dorf, Sulsenis Sippe, allen voran sein Sohn Seniki, sie würden fehlen in zukünftigen Kämpfen. Knurrende Flüche wurden ausgestoßen, die Fischköppe hatten nicht einmal die Welpen verschont. Und die Rotte aus Kriegern und Jägern zog aus, um Rache zu nehmen an den Naga, Kharh beobachtete sie aus sicherer Entfernung, er konnte Krejan ausmachen, Sulmakal, ihre Söhne, die Gesichter waren von Hass verzerrt.

Sehr leise trat Dahjihro an Kharhs Seite, der Blick seines Freundes schweifte von den abziehenden Kämpfern hin zu den fernen Hütten, ehe er sich auf Kharhs Stirn fixierte, Dahji leckte sich über die von der Seeluft salzigen Lippen. Doch Dahji schwieg und deutete hinab auf den Angelsteg. Ja, Fischen erschien wie eine gute Idee, so viel besser als der Versuch etwas zu klären.
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Beitrag von Wacca Fr Jul 16, 2010 5:08 am

Wusste gar nicht das unsere Avaniel ein kleines Prinzesschen ist! ^^ Hihi
Oh man -.- Scheiß Forum hat beim Schreiben meinen Text gekillt, nun darf ich alles nochmal schrieben.

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Das Rauschen der Wellen war nicht mehr in der Lage, das Geschimpfe vom Strand zu übertönen.
Einige Welpen richteten ihre Aufmerksamkeit auf zwei sich streitende Jungtrolle, dessen Alter man wohl auf unter 10 Jahre schätzen konnte.
Der eine, der mit dem Rücken zum offenen Meer stand, war wesentlich kleiner als sein Gegenüber.
Auch sein kurzes Fell war außergewöhnlich dunkler als das der Anderen, was ihn schon mal optisch von der Masse aller abhob.
Der junge Rotschopf, hielt in seiner einen Hand eine Steinschleuder und starrte mit hasserfülltem Blick zu seinem Widersacher auf, der sich in einiger Entfernung vor ihm aufgebaut hatte.
„Nenn‘ meine Mom noch ein ma‘ so, un‘ DEINE, kann dir den Sand vom Hirn puhlen, wenn ‚ch’s dir zermatsch!“
Oh ja, drohen und schimpfen, das konnte er gut.
Mit wem sich der Jungtroll auch ein lies, es bedeutete meistens Unruhe und Ärger.
Weshalb sich die Meisten auch von dem Jungen fern hielten.
Bastard, Nichtsnutz, Sohn eines Kebsweibes. So nannte man ihn oft. Und es kam nicht selten vor, dass er sich mit Gleichaltrigen prügelte.
Gegen das Wort der Älteren, konnte er eh nichts ausrichten, die ihn meistens eh nur ignorierten. Aber wenigstens das Geläster der Welpen, wollte er unterbinden.

„ Ich sag’s gern noch mal, Scheißer! Deine Mom ist ‚ne olle Kebse! Und du solltest froh sein, das wir euch mit durchfüttern. Also zeig etwas mehr Respekt!“
Warf ihm sein Gegner entgegen, der die Hände in die Hüften stemmte und lauernd auf den jüngeren Blickte, dessen Schultern schon leicht vor Zorn bebten.
Es war leicht das Halbblut zu ärgern. Zu leicht.
Und so machte sich der Jungtroll einen Spaß daraus, noch weiter Salz, in die Wunde des jüngeren zu streuen.

„Wenn’s nach meinem Vater ginge, hätte man dich damals schon im Meer ersäuft! Und deine Mom is auch nur bei uns, damit sie was zwischen den Beinen ha-„
Weiter kam der junge Troll nicht.
Ein Stein hatte ihn an der Stirn getroffen. Blut sickerte über sein Gesicht und reglos, sackte der junge Körper in den Sand, wo er liegen bleib.

Eine unheimliche Stille bereitete sich in der Welpenmenge aus, die Blicke auf das Halbblut gerichtet, welcher in angespannter Körperhaltung da stand und nun auf den reglosen, im Sand liegenden Trolljungen herunter sah.
„Bar’Za!“ rief ein kleines Trollmädchen, mit dunkelblauen Zöpfen, welche auf den am Boden liegenden zu rannte, sich vor diesem, mit den Knien im Sand fallen ließ und nach Lebenszeichen suchte und anfing zu weinen.

Ein mulmiges Gefühl machte sich im Magen des jungen Trolls breit, als sich sein Zorn wieder lichtete.
Einer der Erwachsenen, erhob sich von der Feuerstelle und trottete Richtung Strand, um nach zu sehen, was dort los war.
Dies war der Moment wo dem Jungen die Panik überkam. Er ließ seine Schleuder fallen und rannte an den anderen Welpen vorbei in Richtung der Hütten. Vorbei an den anderen Erwachsenen, die ihm ratlos nachsahen und dann ihre Blicke gen Strand lenkten.

Sooo, hier erst mal stopp, vielleicht schreibe ich noch weiter, aber es ist schon argh spät x.x‘
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Beitrag von Maagal Mi Sep 01, 2010 1:06 am

Eine Woche war vergangen, seit Maa'Gal seinen ersten Gegner umgebracht hatte. Einen Krieger der Amani. Einen seiner "Brüder". In Wahrheit fühlte Maa'gal sich zu den wenigsten seiner Stammesgefährten zugehörig. Viel mehr sah er sich als ein Beobachter, ein Aussätziger, der zwar Respekt bekam, mit dem aber niemand etwas zutun haben wollte. Der Grund dafür war einfach: Er war ihnen im Weg. Durch seine Existenz, und die Stärke, wie Größe, die er schon jetzt inne hatten, versperrten den von vielen gewollten Zugang zu seiner Mutter. Hinzu kam, dass er, als Halbwüchsiger, schon stärker, besser war als viele der Ausgewachsenen. Und jenes nagte an ihrem Stolz, wie kaum etwas anderes. All ihre Erfahrung, die sie ihm voraus hatten, waren in einem Kampf mit ihm nutzlos. Meistens jedenfalls. Er rang sie nieder, manchmal sogar ohne Schwierigkeiten. Er war ein Gan'Gau, und das merkte man auch.
Und eben wie Maa'Gal nicht sonderlich beliebt bei den Älteren war, war er es bei den Gleichaltrigen. Genau wie die Alten verabscheuten sie ihn für seine Stärke. Es war für sie sinnlos, sich mit ihm zu messen, denn sie hätten verloren, so oder so, weswegen ihnen der Spaß verloren ging. Und es kratzte an ihrem Ego, was, wie wir wissen, bei Trollen eine nicht geringe Rolle in der Selbstfindung und -definierung hat. Maa'Gal war ein Außenseiter, durch und durch. Einzig die Mädchen und die Jüngeren sahen zu ihm auf; Die einen wollten werden wie er, wollten genauso gefürchtet und stark werden. Die anderen wollten an seiner Seite sein, seine starken Arme für sich haben, in einer Umarmung liegen, ihn spüren. Den Wunsch gewährte er ihnen, hin und wieder, aber nie von Dauer. Er wollte kein Weib. Er hatte auch ohne genug Verantwortung. Brummend fuhr er sich durch das Haar, während er durch die Pfade der großen Stadt schlenderte, gekleidet in einer zerfetzten Hose und ein lockeres, luftiges Hemd, welches an seinem Körper trotzdem spannte, wie eine Zeltplane, die an zwei Holzstämmen festgeschnallt war. Er achtete nicht auf seine Umgebung, nicht mehr als nötig jedenfalls, und war mit den Gedanken weit, weit von hier entfernt. Er stellte sich vor, wie er mit seinem Vater, den er nur aus Erzählungen kannte, am Fluss saß und sich über irgendwelche belanglosen Dinge unterhielt. Es waren schöne Gedanken, auch wenn die Tatsache, dass es nie dazu kommen würde, schmerzten. Doch viel Zeit sich diesem Traum hinzugeben hatte er nicht. Stöhnen drang an sein Ohr, weibliches Stöhnen. Und zwar nicht solches, das von Lust und Verlangen erfüllt war, von Wohlwollen und Genuss, sondern solches, in dem der Schmerz, Wut und Hilflosigkeit ihr Heim hatten. Er blieb stehen und horchte, um die Herkunft der Laute zu ermitteln, sowie vielleicht die Stimme einordnen zu können. Er seufzte, als er feststellte, dass er die Betroffene kannte. Und sich eingestehen musste, dass ihm nicht egal war, was dort vor sich ging. Es war Aka'Jee, die Klette. Letzteren Namen hatte er ihr gegeben, weil sie ihm ständig hinterherrannte. Jedenfalls immer dann, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, jemand anderen zu vermöbeln. Oder vermöbelt zu werden.

Der Hüne brummte abfällig und wandte sich dann in die Richtung, aus denen der Lärm kam. Unter Aka'Jees Stöhnen mischte sich trollisches, männliches Gelächter, Jubel- und Spottrufe. Irgendwann nahm er den Geruch von Blut und Schweiß war, dazu kam der Duft von Erregung und Euphorie. Mit einem Mal sah er vor geistigen Auge einen Zelteingang, eine zerrissene Plane, seine Mutter, die ängstlich zusammengekauert in der Ecke lag, nackt, einen Troll über ihr, der... Er schüttelte heftig den Kopf und beschleunigte seinen Schritt. Egal, wie sehr ihn Aka'Jee nervte, das würde er selbst ihr nicht antun lassen. Nicht einmal sie hatte soetwas verdient. Kein Weib hatte das.
Es war kein langer Weg, den er zurückzulegen hatte. Hindernisse wie Hölzer oder Steine übersprang er einfach und in kurzer Zeit war er dort, konnte sich das Szenario betrachten. Vor ihm standen drei Trolle, alle größer als Aka'Jee, alle kleiner als er. Aka'Jee selbst war blutig geschlagen, ihr Kleid, in das ihre Mutter sie gewzängt hatte, war zerrissen, der sich entwickelnde, aber schon ansehnliche Frauenleib zur Hälfte entblößt. Die Kerle starrten sie lüstern an, ihre Hände schon ganz rot vom Blut. Auch sie hatten hier und dort einen Kratzer, aber definitiv den Vorteil der Masse: So zäh und kräftig die Klette auch war, gegen eine Übermacht war sie machtlos. Noch jedenfalls. Es sollte sich irgendwann ändern, aber die Zeit war noch nicht gekommen. Wieder sah Maa'Gal seine Mutter in Gedanken, dann Aka'Jee in der gleichen Situation. Vielleicht hatten die Drei sogar genau das vor. Lautstark drang das Knurren aus seiner Kehle, hätte einem Menschen zum Stillstehen gebracht, Mark und Bein erschüttert. Bei den Trollen zeigte es zwar einen geringeren, aber ausreichenden Effekt. Sie hielten in ihrem Tun inne - Nachdem sie Aka'Jee einen letzten Schlag verpasst hatten, der sie zusammenbrechen ließ - und wandten sich ihm zu. "Na, Maa'Gal. Wills' auch was vom Fleisch abhaben? Wir teil'n gern", erklang die Stimme des scheinbaren Kopf der Bande, gefolgt von einem synchronen, dreckigen Lachen der Drei, welches ihnen im nächsten Moment verging. Sie waren wohl davon ausgegangen, dass Maa'Gal einstimmen würde, sich ihnen anschließen, da sie wussten, wie sehr Aka'Jee auf den Geist ging. Aber sie irrten sich. Der Hüne schritt stattdessen auf sie und verpasste ihnen die Prügel ihrer Kindheit. So sehr, wie er auf sie einschlug, ihre Knochen brach, die Gesichter demolierte... So hart wurden sie vermutlich nicht einmal von ihrem Vater geschlagen, wenn sie Mist gebaut hatten. Am Ende lagen die Drei mit gebrochenen Gliedern und blutenden Fressen gekrümmt auf dem Boden. Er spuckte ihnen nacheinander ins Gesicht, legte Aka'Jee über seine blutbeschmutzte Schulter und schritt davon, um sie nach Hause zu bringen - Und sich ab dem Tag die nervigen Bitten ihres Vaters, sie zum Weibe zu nehmen, zu ernten.

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