Knochenbrecherkohorte
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"Gefangen"

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Beitrag von Avaniel Mo März 15, 2010 5:30 pm

Erlesene Speisen auf feinem Porzellan, unberührt.
Seidene Kissen, salzig-naß.
Avaniel lag auf dem Diwan in einem großzügigen Zimmer im Sonnenzornturm, und weinte hemmungslos vor Wut. Ihre Schulter schmerzte durch die Taubheit hindurch, Prellungen machten sich dumpf bemerkbar, von ihrem Sturz in dem Obstladen, von dem Handgemenge mit den Blutritter-Wachen.
Aber am allermeisten schmerzte sie ihre Hilflosigkeit, die Ausweglosigkeit ihrer Situation, und das Wissen, daß sie damit Eryl in Gefahr brachte.

"Ihr habt die Wahl, Prinzessin..."
Freundliche Worte, respektvoll gesprochen.
"Beugt Ihr euch dem Willen des Verwalters, oder stellt ihr euch lieber der Anklage des Verrates?"
Höflichkeit, soviel perfekte Höflichkeit...
"Bedenkt aber, daß euer Gefährte euch sicher alsbald suchen wird. Und wir auf ihn warten."
Abgrund unter den Füßen.

Wie von weit her waren diese Sätze zu Avaniel gedrungen, vorhin, als die beiden Blutritter und der Magister sie verhörten. Sie hatte versucht ihre Gedanken zu ordnen, Ruhe zu bewahren, einen klaren Kopf zu behalten, der Angst nicht nachzugeben.
"...euer Gefährte... und wir auf ihn warten." Eryl! Seine Achillesferse hatte er sie einmal genannt, und jetzt... saß sie hier wie ein Stück Käse in der Mausefalle. Die Elfe hätte schreien mögen in jenem Moment.
Sie mußte fort. Weg. Und das schnell, das war ihr klar gewesen. Sonst WÜRDE er sie suchen kommen, natürlich, und sie würden ihn fangen, und... Weiter hatte sie gar nicht denken wollen. Tränen waren ihr in die Augen gestiegen, ungebeten und unwillkommen. Sie hatte den Kopf gesenkt, um sie zu verstecken.

"...würde ich euch Meister Sonnentau, dem Verwalter übergeben... ...ihr könntet euch frei bewegen in Silbermond..." Vielleicht, so hatte sie gehofft, würde sich eine Möglichkeit zur Flucht ergeben? Sie konnten sie doch nicht auf Schritt und Tritt bewachen, oder? Silbermond war groß, verwinkelt... Angst lag wie ein kalter Stein in ihrer Magengrube. Sie mußte hier weg. Sie durfte Eryl nicht herlocken.

Bitter hatten die Worte wie niederster Verrat auf Avaniels Zunge gebrannt, als sie sie aussprach: "Bitte, benachrichtigt Meister Sonnentau."
Übelkeit war in ihr emporgestiegen, und ließ sie schlucken. Die Hauptsache war, daß sie hier wegkam, je schneller desto besser. Avaniel hatte gehofft, daß ihre Beine sie auch tragen würden, wenn sie aufstünde, aber dann kam dieser Satz:
"Sehr gut. Einstweilen werden wir Euch ein paar Tage hierbehalten."

Es war wie ein Tiefschlag. Hätte sie nicht schon gesessen, sie wäre gefallen. Das durfte nicht wahr sein, es war umsonst gewesen... Umsonst!

Mit höflichen Worten und respektvollen Gesten hatten sie sich von ihr verabschiedet, hatten sie allein gelassen mit dem Versprechen, daß man ihr Essen bringen würde, hatten ihr eine ruhige Nacht gewünscht. Die Tür hatte sich hinter ihnen geschlossen, und Avaniel war zusammengebrochen, hatte ihrer Wut und ihrer Angst freien Lauf gelassen.

Es hatte sie nicht auf dem Stuhl gehalten, sie war in dem großzügigen Gemach auf- und abgetigert. Keine Fenster. Eine Tür. Oberlichter, Bücherregale, Tisch und Stühle, und ein Diwan. Wenig später hatte der Diwan vor dem leeren Bücherregal gestanden, und Avaniel hatte feststellen müssen, daß sie selbst mit einem ansehnlichen Stapel Bücher auf dem Regal noch nicht bis an das Oberlicht heranreichte, es war einfach zu hoch. Weiteres, ruheloses Tigern folgte.

Die Tür. Avaniel hatte vorsichtig versucht, sie zu öffnen. Zu ihrer Überraschung war sie nicht verschlossen gewesen, allerdings die zwei schwergerüsteten Blutritter vor der Tür wendeten sich umgehend zu ihr. Was dann folgte, war eine Kurzschlußhandlung gewesen, und Avaniel hatte schmerzhaft herausgefunden, daß weder Rennen, noch Kämpfen, ihr etwas halfen, und auch ihr kleiner Dolch hier nichts ausrichten konnte. Ihre Gegenwehr hatte ihr noch mehr blaue Flecken, und eine ausgerenkte Schulter eingebracht. Und der Dolch war nun auch weg. Daß ihr bei dem Kampf nicht mehr passiert war, grenzte an ein Wunder, und Avaniel hatte vermutet, daß die Männer Anweisung hatten, ihr nichts zu tun. Sie hatten sie hinterher lediglich, nicht einmal sehr unsanft, vom Boden aufgesammelt und wieder in das Zimmer zurückbefördert, wo sie vor lauter Wut und Schmerz die Türe mit den schweren Büchern bewarf, eine absolut wirkungslose Geste voller Hilflosigkeit.

Kurz darauf hatte man ihr Speisen und Wein gebracht. Avaniel hatte das Tablett zunächst keines Blickes gewürdigt, das Gesicht in den Kissen des Diwans vergraben, wünschte sie sich nur, wer auch immer da war würde wieder gehen. Bis sie die Tür ins Schloß fallen hörte, hatte sie ihr Schluchzen mit aller Macht unterdrückt, das Kissen zeigte Bißspuren davon.
Irgendwann aber hatte ihr Durst gesiegt, und wenn sie auch keinen Bissen hinunterbrachte, so hatte sie doch nach einigem Zögern von dem Wein getrunken.

Das war, wie sie nun mit ziemlicher Distanziertheit vermutete, ein Fehler gewesen: Mehr als nur Gewürze waren darin gewesen, etwas anderes noch, es dämpfte die Schmerzen, es dämpfte die Wut, und irgendwann, nicht viel später, glitt Avaniel in einen unruhigen Schlaf, zu gleichgültig selbst um ihre Naivität zu verfluchen.

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Beitrag von Avaniel Mi März 17, 2010 7:18 pm

Zeit. Ein seltsames Ding. Mal kurz, mal lang. Schwer zu greifen. Schwer zu messen, ohne den Lauf der Sterne oder der Sonne zu sehen.

Während ihres Arrestes in dem Zimmer im Sonnenzornturm hatte ihr das Licht, das durch die Oberlichter fiel, das Vergehen der Tage angezeigt.
Ein Diener brachte morgens Wasser zum Waschen, wofür sie dankbar war, und im Verlauf des Tages dreimal ein Tablett mit Speisen und Getränken. Sie bekam kaum etwas davon herunter. Jeden Abend waren ihre Häscher gekommen, zumindest die beiden Blutritter. Sie hatten ihr Fragen gestellt, und sie subtil und weniger subtil zu überreden versucht, Eryls Aufenthaltsort preiszugeben.

Als wenn sie das könnte! Und sie war froh darüber, gar nicht zu wissen, wo er steckte. In Orgrimmar war er jedenfalls sicher nicht mehr.
Sie hoffte, daß er nichts überstürzt hatte, daß er ihre Freunde alarmiert hatte. Je länger ihre Gefangenschaft dauerte, desto sicherer war sie, daß er nicht blind vor Sorge losgetürmt war. Sie hoffte, daß Eryl, ihren Freunden, oder ihr, etwas Schlaues einfallen würde.

Sie hatte den beiden aufgetischt, daß sie Eryl im Steinkrallengebirge suchen sollten. Oder einen Brief für ihn in den Voodootopf bringen. Beiläufig hatte sie erwähnt, daß sie ihn dem riesigen Troll dort geben sollten, aber weil der nicht sonderlich helle wäre, sollten sie ihm gut erklären, worum es ginge, dann würde er ihnen vielleicht helfen. Man hatte ihr das abgenommen, schließlich sprach sie von einem Troll. Wenn sie daran dachte, wie Maa'gal wohl reagieren würde, mußte sie fast schmunzeln.
Sie hoffte, daß die Knochenbrecher, Kr'aija und Grethor nicht mordend und brennend in Silbermond einfallen würden.

Sie hoffte, daß Eryl nicht einwilligen und sich stellen würde, sollte man ihm anbieten sie gegen ihn auszutauschen, denn das, da war sie sich ganz sicher, würde nicht geschehen, sie hatten anderes mit ihr vor.

Und sie hatte gehofft, ja, tatsächlich gehofft, daß sie hier vielleicht doch noch irgendwie herauskommen würde, bevor es zu spät war. Aber das war vorbei.

Sie saß auf dem Bett ihrer Zelle, den Rücken an die Wand gelehnt, und schaute auf die Tür, ohne sie zu sehen. Man hatte sie in die Kellergewölbe des Blutritterordens gebracht, und auch wenn Fürst Le'das es höflich als Zimmer bezeichnet hatte, es war ein Kerker, dessen war sie sich allzu bewußt. Von hier würde sie nicht mehr entkommen können, das hatte man ihr gesagt. Und das wußte sie auch.

Zeit begann sich ihr zu entziehen. Eine Kanne Wasser hatte man ihr gebracht, und eine Schüssel, und einen Obstkorb, nachdem sie den Fürsten um einen Pfirsich gebeten hatte. Aber sonst war niemand gekommen. Manchmal hörte sie draußen die Schritte der Wachen. Kurze, unruhige Schlafperioden kamen und gingen, die sie nicht wirklich erfrischten. Sie war sich sicher, daß mehr als ein Tag vergangen war, aber mit Bestimmtheit sagen konnte sie es nicht. Vielleicht waren es zwei, vielleicht auch drei.
Sie fühlte sich wie aus der Welt verschwunden, alleine, ohne Stunden, im Dämmerlicht der Zelle, und selbst das Kleine, das sie in der letzten Woche ab und an wie einen Schmetterling in der Handfläche in ihrem Bauch hatte spüren können, verhielt sich ganz ruhig, so als wolle es sich ganz klein machen um nicht aufzufallen.

Avaniel seufzte. Immerhin, und an diesem Gedanken hielt sie fest, solange man sie hier gefangen hielt, sie weder an Meister Sonnentau aushändigte noch kurzerhand exekutierte, solange war Eryl noch in Freiheit. Und das machte ihr Mut.
Vielleicht würde sie irgendwann doch noch einen Weg finden, hier herauszukommen.

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"Gefangen" Empty Eine zerbrechliches Ding

Beitrag von Avaniel Sa März 20, 2010 7:52 pm

Zerbrechlich, so zerbrechlich war es: Vertrauen.
Es wuchs wie eine empfindliche Pflanze nur langsam, wenn es wenig Nahrung fand, und war doch so schnell, so leicht, wieder zerstört.

Beinahe hatte des Fürsten zurückhaltende, höfliche Art begonnen, ihr Vertrauen zu gewinnen, erschien seine Forderung, Eryl solle sich stellen, sein Angebot, ihn zu schonen wenn sie sich fügte, nicht mehr gar so abwegig. Vielleicht, und dieser Gedanke hatte begonnen, Form anzunehmen, meinte er es ja wirklich ehrlich, Eryl kein Leid zuzufügen, und würde nicht über ihre Naivität lachen, sobald sie ihm geholfen hätte, Eryl zu finden, und nach Silbermond zu bringen.
Vielleicht war dies wirklich der einzige Weg, für sie beide, heile aus diesem Schlamassel herauszukommen. Daß Eryl nach Silbermond kommen würde, daran hatte sie keinen Zweifel. Solange sie nicht in Freiheit war, würde er versuchen, sie zu befreien. Und sicher würde es nicht lange dauern, bis er wüßte, wo sie steckte. Und dann? Würde er entdeckt werden, würde er sich auch nur wehren, sein Leben wäre verwirkt.
Und selbst, wenn er sie, irgendwie, hier herausbekommen würde, und heile nach Kalimdor brächte... Dann würden sie erst recht verfolgt werden. Das hatte der Fürst ihr deutlich gemacht, und sie hielt das nicht für eine leere Drohung. Schließlich saß sie ja jetzt auch hier, im Kerker der Blutritter, und hatte Muße über diese Fragen nachzudenken.
Welcher Weg also blieb ihr noch? Langsam, aber sicher, reifte ein Entschluß in ihr. Sie wußte, was sie tun würde.

An diesem Abend kam der Fürst allein. Sie wunderte sich darüber, aber letztendlich bereitete ihr dieser Umstand keine Sorge, zu respektvoll, zu höflich war er bisher gewesen, als daß sie etwas derartiges befürchten würde.
Sie bemühte sich, ihn freundlich zu behandeln, erhob sich, wie es sich gehörte, zur Begrüßung, schlug in ihrer Unterhaltung fast einen Plauderton an, fragte ihn zu unverfänglichen Dingen. Langsam wollte sie sich dem Thema annähern, denn sie war fest entschlossen, mehr zu erfahren. Was genau hatte man mit Eryl vor? Konnte sie dem Fürsten vertrauen? Oder würde sie damit Eryls Schicksal besiegeln, wenn sie den Blutrittern tatsächlich helfen würde, ihn nach Silbermond, und damit in Gefangenschaft zu locken? Was nütze es ihr, mit dem Leben davonzukommen, wenn sie Eryl umbringen würden?

Aber der Fürst war heute kühler als sonst. Unter seinen höflichen Worten war hier und da eine Spitze verborgen. Es würde nicht leicht werden, das merkte die Avaniel schnell. Dann erschien der andere Blutritter. Sie wußte bis jetzt nicht, wer er war, wie er hieß, und ob er der Adjutant des Fürsten war. Hatte er sich sonst in Gegenwart des Fürsten eher zurückgehalten, jetzt übernahm er die Unterredung. In dunkler Panzerung und dunklen Wappenröcken, so standen die beiden nebeneinander zwischen ihr und der Tür, die schweren Rüstungen beinahe beengt in dem nicht allzugroßen Gemach.

Wieder sicherten sie ihr zu, sie zu begnadigen, würde Eryl sich stellen, aber die Worte verbargen unterschwellige Drohungen. Avaniel insistierte: Was würde mit Eryl geschehen? Das war es doch, was sie wissen wollte, worauf sie eine ehrlich Antwort brauchte. Sie faßte sich ein Herz. Man würde ihr doch den Gatten nicht wegnehmen wollen? Vielsagend spielte sie mit dem Ring an ihrer Hand, Eryls Ring. Würden sie ihr das abnehmen? Warum sollten sie nicht..? Machte es überhaupt einen Unterschied? Würde es sie milde stimmen? Die Antwort des Blutritters gefiel ihr nicht, und wirklich vertrauen konnte sie ihm auch nicht. "Falls er für einen thalassischen Thron geeignet ist..." "...ihr könntet ihn als Gesellschafter behalten..."

Wut keimte in ihr auf, aber sie bewahrte ein freundliches Gesicht, im stillen Dame Herbstlich dankend. Nein, das würde sie, könnte sie ihm nicht antun!
Aber der Sin'dorei sprach ungerührt weiter, mit kühler Stimme, distanziert, fast beiläufig...
"Sollte all dies nicht funktionieren, besteht immernoch die Möglichkeit, euren Erben nach thalassischem Brauch aufziehen zu lassen" Der Mann blickte vielsagend auf Avaniels Bauch, und ihr blieb die Luft weg. Den nächsten Satz, mit anstößiger Liebenswürdigkeit hervorgebracht, hörte sie fast nicht über dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren. Nein, das durfte nicht passieren!
"Natürlich hoffen wir alle, daß ihr das selber tun werdet, nicht wahr..?" Aalglatt, als sei nichts geschehen.

Avaniel rang um Fassung, allerdings umsonst. Blanke Angst hatte sie gepackt, und ließ sie nicht mehr los. Die Stimme des Fürsten schien aus weiter ferne zu kommen, als er ihr süffisant einen Pfirsich anbot. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, und ließ sich auf das Bett fallen, verbarg das Gesicht in der Decke. Übelkeit schnürte ihr die Kehle zu, und ihr war plötzlich eiskalt.

Die beiden ließen sie allein. Ihre Arbeit war getan. Avaniel versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, sich zu beruhigen, es war vergebens. Hatten sie versucht, sie zu zermürben, sie einzuschüchtern und ihren Mut zu brechen, sie hatten Erfolg gehabt. Was konnte sie dem noch entgegensetzen? Alles in ihr krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, daß man ihnen ihr Kind, Eryls Kind, wegnehmen könnte.

In dieser Nacht wollte der Schlaf nicht kommen. Ihre Augen brannten, ihre Kehle schmerzte, und ein dumpfer Druck hatte sich in ihr ausgebreitet. Sie sah keinen Ausweg mehr, konnte keinem der beiden trauen... Warum auch? Sie hatten sie entführt, wieso war sie überhaupt erst auf die Idee gekommen?
Da drang eine vertraute Melodie an ihr Ohr, leise, wohl gedämpft durch Gänge und Türen.
Es brauchte eine Weile, bis Avaniel realisierte, daß sie sich das nicht einbildete. Sie kannte die Melodie, mehr noch, sie kannte die Stimme! Eryl. Er war in Freiheit, er war hier, ganz nahe bei ihr, und er schien zu wissen, wo sie war.

Ganz klein, dann immer heller, begann ein Hoffnungsfunke in ihr aufzuglühen, und nahm ihr einen Teil der Angst. Sie würde ausharren, komme was da wolle, und Eryl Zeit zum Handeln geben. Mochten sie ihr drohen, sie einschüchtern, was auch immer, sie würde es hinnehmen. Bis sie ihre grausame Drohung tatsächlich wahrmachen könnten, würden ja noch Monate ins Land gehen. Und bis dahin würde sich eine Lösung gefunden haben. Sie schluckte den immensen Kloß in ihrer Kehle hinunter, und begann mit klarer Stimme, ganz unverfänglich, eine der Strophen zu wiederholen, die dort draußen scheinbar von einem gutgelaunten Passanten gesungen wurden.

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"Gefangen" Empty Nächtliche Reise

Beitrag von Avaniel Fr Apr 09, 2010 4:29 pm

Lautes, eindringliches Klopfen riß zwei intensiv beschäftigte Elfen nachhaltig aus dem Konzept. Das durfte doch wohl nicht wahr sein, erst Toklar, dann die Sache mit dem Wurfstern, die dazu geführt hatte, daß der Leibwächter Avaniel mehr oder weniger unter den Arm geklemmt und ins Haus befördert hatte, und nun, mitten in der Nacht, schon wieder eine Unterbrechung?!

Wieder klopfte es, diesmal lauter. Die Stimme Laubschattens, des Leibwächters, ließ sich vernehmen.
"Bitte verzeiht die Störung, Prinzessin, Herr, aber ihr müßt aufwachen! Seid ihr präsentabel?"

Bevor er noch weiter auf die Tür einschlagen konnte, antwortete Eryl mit einem Brummen, und Avaniel mit einem "Einen Augenblick..!", den sie dazu nutzte, einen Pyjama überzustreifen.
"Was ist denn los?"

Die Tür öffnete sich, und Laubschatten steckte den Kopf herein, den Blick wohlweißlich über Kopfhöhe gerichtet.
"Bitte verzeiht die Störung, und kleidet euch an. Nach dem Vorfall vorhin sieht Meister Sonnentau dieses Gebäude als nicht mehr sicher an. Draußen wartet eine Sänfte auf euch, und eine bewaffnete Eskorte. Ich werde euch selbstverständlich persönlich nach Silbermond begleiten. Bitte, beeilt euch."
Damit schloß sich die Tür wieder, und die zwei sahen sich seufzend an. Ja, verflixt....

Noch während sie sich ankleideten, klopfte es ein weiteres Mal, offenbar drängte man wirklich zur Eile. Würde es etwas nützen, das ganze möglichst in die Länge zu ziehen? Vermutlich würde es außer Unwillen nichts bringen. Wenig später standen die zwei hastig angezogen und mit geröteten Wangen in der Tür, wurden eilig in die Sänfte komplimentiert, die dort wartete, und schon ging es in gemäßigtem Trab durch das Dunkel des nächtlichen Immersangwaldes. Voraus und hinterdrein ließen sich die verräterischen Laute bewaffneter Reiter auf Falkenschreitern vernehmen. Was man nicht hörte, waren die Füße des Trolls, des Spielers, der lautlos rennend der Gruppe in einigem Abstand folgte.

Schließlich erreichten sie Silbermond, hinter den Vorhängen wurde es heller, als das Licht der ungezählten magischen Laternen auf die Reiter und die Sänfte fiel. In langsamerem Tempo bewegten sie sich nun durch die Stadt, und die Krallen der Falkenschreiter auf dem polierten Pflaster machten klickernde und kratzende Geräusche, die in der Stille der Nacht zwischen den Gebäuden wiederhallten.
Vor einem der Häuser am vornehmen königlichen Markt kamen sie zum Stehen, die Tür der Sänfte öffnete sich, und der Kopf des Wächters erschien in der Öffnung.
"Wir sind angekommen. Bitte steigt aus, und begebt euch hinein. Man erwartet euch schon."
Höflich half Laubschatten Avaniel beim Aussteigen, und hielt auch für Eryl den Schlag geöffnet, wenn er ihm auch nicht die Hand anbot.
"Hier entlang, es ist alles vorbereitet für eure Ankunft." Mit diesen Worten geleitete der Leibwächter die zwei angespannt ins Haus, während drumherum die bewaffneten Reiter eine sichernde Formation eingenommen hatten.
"Ich hoffe, dies ist nur eine vorübergehende Maßnahme, und ihr könnt bald wieder auf das Anwesen zurückkehren. Ich bitte vielmals um Verzeihung für die Unannehmlichkeiten dieser Nacht..." Und da wurde Kysarion Laubschatten tatsächlich leicht rot.

Drinnen angelangt übergab er sie den Händen einer Dienerin, die ihnen die Räumlichkeiten zeigte, auch das mittlerweile zumindest von Avaniel dringlich benötigte Schlafzimmer. Kaum daß die Frau das Zimmer verlassen hatte, und während vor dem Haus Laubschatten noch die Wachen einteilte, ließ sich die Elfe erschöpft auf das Bett fallen, unansichtig der Tatsache, daß sie noch voll bekleidet war, und seufzte müde.
"Ich hatte mir die Nacht eigentlich anders vorgestellt, Sonnenstrahl..."
"Shh, nicht so schlimm. Ruh dich aus, morgen ist auch noch ein Tag. Alles wird gut!"

Und draußen verbarg sich ein Troll in den Schatten eines schwebenden Blumentopfes, ungehört, und ungesehen, und nickte zufrieden. Alles so, wie es der Krieger geplant hatte.

Avaniel

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