Siegen oder sterben
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Siegen oder sterben
Siegen oder sterben
Siegen oder sterben. Das war es, worum es heute gehen sollte. Dort, im Ring der Ehre, der Arena von Orgrimmar. Dies sollte der Ort sein, an dem er entweder frei kam, die Anklage fallen gelassen wurde, oder er in Schmach vor allen Zuschauern unterging und jämmerlich verreckte. Er hatte nicht vor, es soweit kommen zu lassen. Er war siegessicher, eigentlich. Sorgen, oder Angst zu verlieren, hatte er nur bedingt. Und nur aus einem Grund: Rash’Akee. Ihre Worte… sie brannten in seinem Schädel und in Minuten oder Sekunden der Zweifel drohten sie ihn zur Resignation zu bringen. Aber nicht vollständig. Samedi flüsterte, aber er rief nicht. Und er wird nicht rufen.
Entschlossen stand Maa’gal vor dem Tor, welches ihn von dem Ring trennte, dem sandigen Boden, auf welchem sein Blut und das seiner Feinde fließen würde, sich dort mit dem Dreck vermischte und den Untergrund letztlich rot einfärbte. Nachdenklich sah er an sich herab, seine Rüstung. Na ja, sofern man es Rüstung nennen konnte. Man hatte ihm einen Kilt aus Stoff gegeben. Ein einzelnes Kleidungsstück, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Er hatte das Bestmögliche daraus gemacht: Mehr als die Hälfte von dem Stoff hatte er abgerissen, so dass er nur noch bis eine Handbreit über die Knie reichte. Den abgetrennten Teil hatte er nochmals halbiert und sich als Ersatz für Armschienen um die Unterarme gewickelt, damit er eine weitere Möglichkeit zu parieren hatte, ohne dabei gleich seinen Arm zu verlieren. Wenn er es richtig anstellte, aber das schaffte er. Seine Waffen hatte er ja auch noch. Einen Speer und einen Dolch, beides nicht in der besten Qualität. Es waren ausgenutzte, schartige Waffen. Man wollte ihm den Sieg nicht leicht machen, oder besser, die Darkspear wollten es nicht. Und um Probleme und Streitereien zu vermeiden, fügten sich die Orcs diesem Wunsch. Es machte die ganze Angelegenheit nicht leichter, aber auch nicht unmöglich. Er war erfahren und bisher immer siegreich gewesen. Es war nicht sein erster Kampf auf Leben und Tod. Es war nur der Erste, bei dem er ernsthaft etwas zu verlieren hatte, außer seinem Leben.
Ein großes Problem war, wie er fand, dass er nicht wusste, was genau ihm gegenüber stand. Die Wachen, die ihn die Nacht über betreut hatten, waren zwar großzügig darin gewesen, ihm ihre Liebe und Zuneigung zu zeigen, hatten sich über alles andere aber ausgeschwiegen. Es gab nur Schläge, Tritte und Beleidigungen, um seinen Stolz zu brechen. Sie schafften es nicht. Er ließ alles über sich ergehen, ruhig und geduldig, den Kopf stets angehoben, die Schultern gestrafft. Genauso wie jetzt auch. Die Situation war, wie vor jedem Kampf. Man wusste, dass es gleich losging, das es ernst war, das viel davon abhing, aber der Moment kam und kam nicht. Es hieß warten, ausharren, wie in einer Schlacht. Letztendlich war dieses hier nichts anderes, nur in einem kleineren Rahmen, mit, hoffentlich, weniger Gegnern und nur einem Teilnehmer. Ihm selbst. Warten war nie schön, oder spannend, aber es tat Not. Geduld war wichtig, Geduld war eine Tugend. Nur wer geduldig ist, kann einen Kampf gewinnen. Also fügte er sich dem Warten, wortlos, wie die ganze Zeit schon, seit dem er das Gebäude der Arena betreten hatte. Nach dem Eintritt durch den Eingang war kein Wort mehr über seine Lippen gedrungen. Alle Konzentration, alle Gedanken lagen auf dem bevorstehenden Kampf. Er war vorbereitet, ganz gleich, was ihm gegenüber treten würde. Es konnte kommen.
Dann war es soweit. Der Orc neben ihm grunzte, nickte dem auf der anderen Seite von Maa’gal zu. Dann öffnete sich das Tor und mit einem groben Stoß schob ihn einer der Grunzer hindurch, in den Ring. Eine Flut von Stimmen und Sprachen überflutete ihn, während er sich umsah, zunächst auf dem Kampfplatz. Es war schlicht gehalten. Ein Kreis, groß genug für viel Bewegungsfreiheit, mit Sand gefüllt, keine Hindernisse, ihm gegenüber ein zweites Tor. Das Tor des oder der Kontrahenten. Die Wände waren hoch, nicht zu erklimmen, darüber die Zuschauertribünen. Er setzte einen Fuß vor den anderen, um weiter in den Ring zu gehen und ließ dabei sein verbliebenes Auge über die anwesende Masse schweifen, auf der Suche nach etwas. Nach etwas ganz bestimmten. Der Kohorte. Er sah Orcs, Tauren, Verlassene, Blutelfen, Trolle. Einige kannte er, flüchtig, der Großteil war ihm fremd. Die Mimik war eine Mischung aus Begeisterung, Schaulust und Verachtung. Verachtung ging vor allem von den Trollen, den Darkspear aus. Aber keine Spur von der Kohorte. Er schloss kurz das Auge, forschte die Reihen weiter ab. Dann sah er sie. Dort saß sie, sie waren alle da. Und Nilamakal auch. Die junge Trollin kauerte auf ihrem Platz, die Hände in dem Stoff ihres Kleides vergraben, die Zähne auf die Unterlippe gepresst, das Gesicht durchzogen von stiller Sorge und Angst. Neben ihr stand Kr’Aija. Sie zog eine Schute, wie sie sie immer zog wenn ihr etwas absolut nicht passte. Er schmunzelte, bevor er den Blick weiter führte. Als nächstes sah er Avaniel, welche ihre Hände um Eryls Arm geschlossen hatte und die Fingernägel angespannt in seine Haut presste. Eryl hingegen stand einer Statue gleich dort, sah entspannt und ruhig zu Maa’gal herunter. Neben Eryl befand sich Aka’Jee, hockend, ein breites, hauerlastiges Grinsen auf den Lippen, die Arme angewinkelt, die Hände zu Fäusten, einen Schlachtruf aus Kindertagen grölend. Dann kam Wacca, der ihm mit einem neutralen Blick ansah, schlicht beobachtete. Er hatte nichts anderes von diesem Idioten, wie er ihn nannte, erwartet. Und musste grinsen. Neben Wacca standen zwei grüne Muskelberge, Gomak und Kalarek, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick auf den Ring, auf ihn gerichtet. Zeitgleich nickten sie und er konnte sich vorstellen, wie synchron ein Grunzen erklang. Dem distanzierten Blick, den sie sich danach schenkten, war es abzulesen. Darauf würde noch ein zweites Grunzen beider erklingen, genauso synchron. Er forstete die Reihe weiter durch, blickte zu Kearnon, der den großen, pelzigen Arm hob und ihm zuwinkte. Damit fehlte nur noch einer, Garonja, welchen er zunächst nicht finden konnte, ihn aber dann doch in der Menge erkannte. Der Sack schloss Wetten ab. Das waren sie, die Kohorte. Und sie waren hier. Nila‘ und Kr’Aija waren hier. Allein deswegen durfte er nicht, nein, würde er nicht verlieren. Zum einen wollte er nicht, wie die beiden ihm beim Sterben zusahen und zum anderen musste er der Kohorte zeigen, dass er stark war, er es verdiente, der Rottenmeister zu sein. Nochmals suchte er die Tribüne ab, hielt nach einer letzten Person Ausschau, sah sie aber nicht. Erleichtert seufzte er, als die Stimme eines Orcs erklang. In der Arena kehrte Stille ein, alle hörten dem Sprecher zu, der die Anklage und das Urteil verlas:
„Maa’gal Gan’Gau, Sohn von Malaga’jin Gan’Gau, Rottenmeister der Knochenbrecherkohorte und Horde. Du wirst angeklagt, vier Morde an treuen Mitgliedern des Darkspear-Stammes begangen zu haben. Desweiteren kam es zu öffentlicher Erniedrigung und Ehrverletzung deinerseits. Bekennst du dich auch öffentlich zu diesen Taten?“
Maa’gal nickte.
„So soll es sein. Dein Urteil lautet: Kampf in der Arena, auf Leben und Tod. Zwei Runden! Zuerst sollst du gegen unsere Löwen kämpfen – Sie haben heut‘ noch nichts gegessen und werden sich freu’n, dich nach allen Regeln zu zerfleischen! Wenn du das überleben solltest, wird dein Gegner Garruk Fleischspalter sein, der Orc, der einem Tauren die Hörner ausreißt und einen Orc mit nur einem Schlag in zwei Teile schlägt! Er freut sich schon, dir dein Ende bereiten zu dürfen! Wenn du gewinnst, sollst du frei sein und in der Horde bleiben dürfen. Verlierst du, so sollst du jämmerlich verrecken und unseren Tieren ein guter Fraß sein. Sei stark, oder stirb. Beginnen wir!“
Und dann begann es. Die Tore ihm gegenüber öffneten sich und heraus kamen drei Löwen des Brachlandes. Große, kräftige Tiere, vermutlich ausgewählt und trainiert für diese Kämpfe. Die Menge grölte. Es gab nicht wenige Zuschauer, die sich darauf freuten, einen Amani bluten zu sehen. Und sterben. Aber den Gefallen würde er ihnen nicht tun. Die Tiere kamen auf ihn zu und sogleich festigte er seinen Stand, richtete den Speer aus und verschanzte sich in dieser Verteidigungshaltung. Er würde nicht so dumm sein, und den ersten Schritt machen. Sie begannen ihn zu umkreisen, so wie hungrige Aasfresser einen Kadaver umzingelten, um sich zu vergewissern, dass die Luft rein ist. Maa’gal wusste, dass er diesen Kampf so schnell wie möglich beenden musste, da er seine Kraft für die zweite Runde brauchte. Er knurrte, vergrub die Füße in dem Sand, als auch schon der erste Löwe auf ihn zusprang. Er kam frontal, die Klauen voran, das Maul weit geöffnet. Der Amani stieß einen Schrei aus und stieß den Speer nach vorne, rammte ihn dem Tier in den Bauch. Es starb sofort, fiel auf den Boden, den Speer weiterhin im Leib. Er wollte seine Waffe gerade herauszuziehen, als sich mit einem Mal Krallen in seinen Rücken bohrten. Ein zweiter Löwe hatte angegriffen, krallte sich in ihm fest und riss das Maul auf, um ihm den Kopf zu zerbeißen. Sofort ließ Maa’gal den Speer los, griff mit den Armen nach hinten, packte den Löwen an der Mähne und warf ihn über sich. Fleisch riss auf, Blut strömte heraus und er knurrte schmerzerfüllt, blieb aber aufrecht stehen. Er durfte keine Schwäche zeigen. Das dritte Tier kam auf ihn zu, stürmte heran. Nun hieß es schnell reagieren. Der Hüne griff nach dem Speer, zog ihn aus dem toten Leib heraus und schlug einen weiten Bogen, dem neuen Angreifer ins Gesicht, woraufhin dieser einen Satz zurückmachte, sogleich aber wieder angriff. Der Troll warf den Speer. Jener bohrte sich in den Tierleib und auch dieser erschlaffte. Für Jubel gab es keine Zeit. Der übrig gebliebene Löwe hatte bereits zum Angriff gesetzt, die Ablenkung erneut genutzt. Maa’gal schaffte es gerade so, den Arm zu heben, so dass die Zähne sich in den provisorischen Armschienen vergruben. Schmerzen tat es trotzdem, drang aber zum Glück nicht durch. Das Tier verkeilte sich in dem Arm und es würde nicht lange dauern, dann hätte er den Stoff überwunden und würde seinen Arm unbrauchbar machen. Dazu durfte es nicht kommen. Der Amani schrie auf, warf sich und den Arm auf den Boden, damit auch das Tier. Seine freie Hand zog den Dolch von seinem Gürtel und stach ihn dreimal in die Brust des bissfesten Kontrahenten. Der Druck auf seinen Unterarm ließ nach, der pochende Schmerz blieb. Er erhob sich und richtete den Blick auf das Tor, denn er wusste, dass es eine Pause nicht geben würde.
Garruk Fleischspalter betrat den Ring, als Maa’gal seinen Speer wieder an sich genommen hatte. Er war ein Orc, wie er im Buche steht; Groß, muskelbepackt, von Narben übersät, eine grobschlächtige, zweihändige Axt in der Hand. Ein Krieger und vermutlich kein schlechter, sonst würde man ihm nicht Maa’gal gegenüberstellen. Ihn zu besiegen, würde zweifelsohne mehr brauchen, als ein paar Finten, was zum anderen auch an der Ausstattung des Orcs lag. Im Gegensatz zu Maa’gal war nicht nur mit einem Kilt aus Stoff und primitiven Armschienen gerüstet, sondern hatte Arm- und Beinschienen aus Leder, einen Kriegskilt aus Ketten, der ihm bis zu den Knien ging und einen zwar freizügigen, aber dennoch etwas schützenden Lederharnisch. Seine Waffe war auch in einem besseren Zustand. Die musste er zuerst beseitigen, das war klar, nur das Wie noch nicht.
Garruk verschwendete nicht viel Zeit damit, eine Unterhaltung oder dergleichen zu führen. Nicht einmal provokante Beleidigungen oder abfällige Kommentare fielen. Er griff einfach an. Der Orc stürmte auf Maa’gal zu, die Axt gehoben, für einen Angriff Schwung geholt. Es blieb nicht viel Zeit zu reagieren und nur in letzter Sekunde schaffte der Amani es, den Schlag mit dem Speer abzulenken. Und auch das nur mehr schlecht als recht. Die Axt raste gen Boden, drückte den Speer aber mit herunter, denn der Druck verschwand keinesfalls. Maa’gal knurrte auf, zog die Spitze des Speeres zu sich, das Ende in die entgegengesetzte Richtung, so dass der Orc ihn hart gegen den Hinterkopf bekam. Dann sprang der Amani zurück, ging in eine geduckte, vorbereitete Position und harrte erneut aus. Solange er nicht wusste, wie er diesen Orc schnell und effektiv ausschaltete, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf die Abwehr zu beschränken. Andernfalls würde er zu viel riskieren, vor allem, da er stetig Blut verlor, hatte sein aufgekratzter Rücken nicht die Zeit und Ruhe, sich zu regenerieren. Auch in der Hinsicht musste er schnell eine Lösung finden, sonst würde er der Anstrengung unterliegen und sterben. Garruk kam wieder auf ihn zu, er rannte, die Axt zu einem neuen Schlag angesetzt, welchem der Troll mit einer Rückwärtsrolle auswich. Ein paar Mal ging es, ein Angriff des Orcs, ein Ausweichen von Maa’gal, mal sicherer, mal sehr knapp, wie eine Art Tanz. Als Garruk dann ein weiteres Mal – reichlich zornig, mittlerweile – zuschlug, hielt Maa’gal ihm den Speer entgegen, wollte ihn mit der Parierstange blocken. Zu seinem Nachteil hatte er vergessen, dass seine Waffe nicht mehr in dem besten Zustand war, so dass sie entzwei brach. Er knurrte verächtlich, Garruk lachte triumphierend auf und schlug sogleich ein weiteres Mal zu. Im letzten Moment schaffte der Amani es, in die Höhe zu springen, über den Schlag hinweg. Er landete auf dem langen Axtgriff des Orcs, seinen Händen, um genau zu sein, übte einen unglaublichen Druck aus, so dass er loslassen musste, damit sie nicht brachen. Maa’gal sprang wieder empor, über den Orc hinweg, als ein Zucken durch ihn hindurch ging, er die Landung versäumte und hart auf dem bereits beschädigten Rücken aufkam. Er krümmte sich, drückte den Rücken schmerzerfüllt durch, verzog das Gesicht. Verschwommen sah er, wie ein breiter Orc sich zu ihm herumdrehte und mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll auf ihn zu kam, sich auf ihn schmiss und wie ein Wahnsinniger mit den Fäusten sein Gesicht demolierte. Er wusste nicht, wie viele Schläge es waren, die der Orc ihm verpasste, nur dass sein Gesicht sich mit der Zeit taub anfühlte, sein Blick vom Blut rot gefärbt wurde. War es nun vorbei? Würde er hier sterben? Hatte Rash’Akee Recht, rief Samedi ihn? Er versuchte über die dumpfen Geräusche der Schläge hinweg zu hören, suchte nach einem Klingeln, diesem wohlbekannten, Angst einflößenden Geräusch… Es war nicht da. Kein Klingeln, dafür aber Stimmen, Schreie, wohlbekannte Schreie von zwei Frauen. Nein, heute war nicht der Tag seines Todes. Der Amani kniff kurz das Auge zusammen, als er einen weiteren Schlag einsteckte, drückte den Körper dann mit aller Kraft durch. Überrascht von dem plötzlichen Kraftaufwand verlor Garruk auf ihm das Gleichgewicht, kam kurz ins Taumeln, als Maa’gal sich ein weiteres Mal so ruckartig bewegte. Dann stieß er sich mit dem linken Arm vom Boden ab, warf den Orc zur Seite und stürzte sich nun seinerseits auf ihn herauf. Wild und unkontrolliert wälzten die beiden Kontrahenten sich im Dreck, hinterließen eine große Blutspur, bis nach wenigen Minuten Ruhe einkehrte. Garruk lag auf dem Körper von Maa’gal und von keinen der beiden ging irgendeine Regung aus. Es wirkte, als seien sie tot. Dann stöhnte Maa’gal auf.
Der Amani schob den wuchtigen Körper des Orcs von sich herunter, zwang sich selbst auf alle Viere, während die Menge gespannt in den Ring sah. Es war unglaublich ruhig. Der Troll sah auf den Orc, von welchem keinerlei Lebenszeichen mehr ausging. Kein Wunder, denn in seiner Kehle steckte ein Dolch. Ruhig, die letzten Kraftreserven aufbringend erhob Maa’gal sich und streckte die rechte Hand empor, präsentierte seinen Handrücken und die Schlange darauf, sein Zeichen. Durch die Menge ging ein Grölen, ein Jubeln, wild wurde auf dem Boden getrampelt – Zumindest von denen, die über das vergangene nun hinwegsehen konnten – und er ließ den Blick durch die Masse wandern, dorthin, wo die Kohorte ist. Er sah, wie Avaniel begeistert aufsprang, fast herunter gefallen wäre, hätte Eryl sie nicht gerade noch am Gürtel gepackt. Wie Nila’s und Kr’Aijas Gesicht von Erleichterung und Freude durchzogen wurden. Wie Wacca und Aka’Jee ihm anerkennend und grinsend zunickten. Wie Gomak und Kalarek sich umarmten, nur um im nächsten Moment mit einem Grunzen zurückzuweichen, als wäre das nicht passiert und dann von Kearnons großen Armen umschlossen wurden. Und zuletzt, wie Garonja einen großen Beutel Gold entgegen nahm und elendig breit grinste. Als letztes sah er zu dem Ringrichter, welcher ihm dezent aber anerkennend zunickte und sich dann abwandte. Er hatte gewonnen. Er war frei. Mit vorsichtig gesetzten, langsam Schritten schlurfte der Amani aus dem Ring heraus, zurück zu seiner „Unterkunft“. Sobald er das Tor durchquert hatte, man ihn nicht mehr sehen konnte, brach er, ein triumphierendes Grinsen im Gesicht, zusammen.
Siegen oder sterben. Das war es, worum es heute gehen sollte. Dort, im Ring der Ehre, der Arena von Orgrimmar. Dies sollte der Ort sein, an dem er entweder frei kam, die Anklage fallen gelassen wurde, oder er in Schmach vor allen Zuschauern unterging und jämmerlich verreckte. Er hatte nicht vor, es soweit kommen zu lassen. Er war siegessicher, eigentlich. Sorgen, oder Angst zu verlieren, hatte er nur bedingt. Und nur aus einem Grund: Rash’Akee. Ihre Worte… sie brannten in seinem Schädel und in Minuten oder Sekunden der Zweifel drohten sie ihn zur Resignation zu bringen. Aber nicht vollständig. Samedi flüsterte, aber er rief nicht. Und er wird nicht rufen.
Entschlossen stand Maa’gal vor dem Tor, welches ihn von dem Ring trennte, dem sandigen Boden, auf welchem sein Blut und das seiner Feinde fließen würde, sich dort mit dem Dreck vermischte und den Untergrund letztlich rot einfärbte. Nachdenklich sah er an sich herab, seine Rüstung. Na ja, sofern man es Rüstung nennen konnte. Man hatte ihm einen Kilt aus Stoff gegeben. Ein einzelnes Kleidungsstück, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Er hatte das Bestmögliche daraus gemacht: Mehr als die Hälfte von dem Stoff hatte er abgerissen, so dass er nur noch bis eine Handbreit über die Knie reichte. Den abgetrennten Teil hatte er nochmals halbiert und sich als Ersatz für Armschienen um die Unterarme gewickelt, damit er eine weitere Möglichkeit zu parieren hatte, ohne dabei gleich seinen Arm zu verlieren. Wenn er es richtig anstellte, aber das schaffte er. Seine Waffen hatte er ja auch noch. Einen Speer und einen Dolch, beides nicht in der besten Qualität. Es waren ausgenutzte, schartige Waffen. Man wollte ihm den Sieg nicht leicht machen, oder besser, die Darkspear wollten es nicht. Und um Probleme und Streitereien zu vermeiden, fügten sich die Orcs diesem Wunsch. Es machte die ganze Angelegenheit nicht leichter, aber auch nicht unmöglich. Er war erfahren und bisher immer siegreich gewesen. Es war nicht sein erster Kampf auf Leben und Tod. Es war nur der Erste, bei dem er ernsthaft etwas zu verlieren hatte, außer seinem Leben.
Ein großes Problem war, wie er fand, dass er nicht wusste, was genau ihm gegenüber stand. Die Wachen, die ihn die Nacht über betreut hatten, waren zwar großzügig darin gewesen, ihm ihre Liebe und Zuneigung zu zeigen, hatten sich über alles andere aber ausgeschwiegen. Es gab nur Schläge, Tritte und Beleidigungen, um seinen Stolz zu brechen. Sie schafften es nicht. Er ließ alles über sich ergehen, ruhig und geduldig, den Kopf stets angehoben, die Schultern gestrafft. Genauso wie jetzt auch. Die Situation war, wie vor jedem Kampf. Man wusste, dass es gleich losging, das es ernst war, das viel davon abhing, aber der Moment kam und kam nicht. Es hieß warten, ausharren, wie in einer Schlacht. Letztendlich war dieses hier nichts anderes, nur in einem kleineren Rahmen, mit, hoffentlich, weniger Gegnern und nur einem Teilnehmer. Ihm selbst. Warten war nie schön, oder spannend, aber es tat Not. Geduld war wichtig, Geduld war eine Tugend. Nur wer geduldig ist, kann einen Kampf gewinnen. Also fügte er sich dem Warten, wortlos, wie die ganze Zeit schon, seit dem er das Gebäude der Arena betreten hatte. Nach dem Eintritt durch den Eingang war kein Wort mehr über seine Lippen gedrungen. Alle Konzentration, alle Gedanken lagen auf dem bevorstehenden Kampf. Er war vorbereitet, ganz gleich, was ihm gegenüber treten würde. Es konnte kommen.
Dann war es soweit. Der Orc neben ihm grunzte, nickte dem auf der anderen Seite von Maa’gal zu. Dann öffnete sich das Tor und mit einem groben Stoß schob ihn einer der Grunzer hindurch, in den Ring. Eine Flut von Stimmen und Sprachen überflutete ihn, während er sich umsah, zunächst auf dem Kampfplatz. Es war schlicht gehalten. Ein Kreis, groß genug für viel Bewegungsfreiheit, mit Sand gefüllt, keine Hindernisse, ihm gegenüber ein zweites Tor. Das Tor des oder der Kontrahenten. Die Wände waren hoch, nicht zu erklimmen, darüber die Zuschauertribünen. Er setzte einen Fuß vor den anderen, um weiter in den Ring zu gehen und ließ dabei sein verbliebenes Auge über die anwesende Masse schweifen, auf der Suche nach etwas. Nach etwas ganz bestimmten. Der Kohorte. Er sah Orcs, Tauren, Verlassene, Blutelfen, Trolle. Einige kannte er, flüchtig, der Großteil war ihm fremd. Die Mimik war eine Mischung aus Begeisterung, Schaulust und Verachtung. Verachtung ging vor allem von den Trollen, den Darkspear aus. Aber keine Spur von der Kohorte. Er schloss kurz das Auge, forschte die Reihen weiter ab. Dann sah er sie. Dort saß sie, sie waren alle da. Und Nilamakal auch. Die junge Trollin kauerte auf ihrem Platz, die Hände in dem Stoff ihres Kleides vergraben, die Zähne auf die Unterlippe gepresst, das Gesicht durchzogen von stiller Sorge und Angst. Neben ihr stand Kr’Aija. Sie zog eine Schute, wie sie sie immer zog wenn ihr etwas absolut nicht passte. Er schmunzelte, bevor er den Blick weiter führte. Als nächstes sah er Avaniel, welche ihre Hände um Eryls Arm geschlossen hatte und die Fingernägel angespannt in seine Haut presste. Eryl hingegen stand einer Statue gleich dort, sah entspannt und ruhig zu Maa’gal herunter. Neben Eryl befand sich Aka’Jee, hockend, ein breites, hauerlastiges Grinsen auf den Lippen, die Arme angewinkelt, die Hände zu Fäusten, einen Schlachtruf aus Kindertagen grölend. Dann kam Wacca, der ihm mit einem neutralen Blick ansah, schlicht beobachtete. Er hatte nichts anderes von diesem Idioten, wie er ihn nannte, erwartet. Und musste grinsen. Neben Wacca standen zwei grüne Muskelberge, Gomak und Kalarek, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick auf den Ring, auf ihn gerichtet. Zeitgleich nickten sie und er konnte sich vorstellen, wie synchron ein Grunzen erklang. Dem distanzierten Blick, den sie sich danach schenkten, war es abzulesen. Darauf würde noch ein zweites Grunzen beider erklingen, genauso synchron. Er forstete die Reihe weiter durch, blickte zu Kearnon, der den großen, pelzigen Arm hob und ihm zuwinkte. Damit fehlte nur noch einer, Garonja, welchen er zunächst nicht finden konnte, ihn aber dann doch in der Menge erkannte. Der Sack schloss Wetten ab. Das waren sie, die Kohorte. Und sie waren hier. Nila‘ und Kr’Aija waren hier. Allein deswegen durfte er nicht, nein, würde er nicht verlieren. Zum einen wollte er nicht, wie die beiden ihm beim Sterben zusahen und zum anderen musste er der Kohorte zeigen, dass er stark war, er es verdiente, der Rottenmeister zu sein. Nochmals suchte er die Tribüne ab, hielt nach einer letzten Person Ausschau, sah sie aber nicht. Erleichtert seufzte er, als die Stimme eines Orcs erklang. In der Arena kehrte Stille ein, alle hörten dem Sprecher zu, der die Anklage und das Urteil verlas:
„Maa’gal Gan’Gau, Sohn von Malaga’jin Gan’Gau, Rottenmeister der Knochenbrecherkohorte und Horde. Du wirst angeklagt, vier Morde an treuen Mitgliedern des Darkspear-Stammes begangen zu haben. Desweiteren kam es zu öffentlicher Erniedrigung und Ehrverletzung deinerseits. Bekennst du dich auch öffentlich zu diesen Taten?“
Maa’gal nickte.
„So soll es sein. Dein Urteil lautet: Kampf in der Arena, auf Leben und Tod. Zwei Runden! Zuerst sollst du gegen unsere Löwen kämpfen – Sie haben heut‘ noch nichts gegessen und werden sich freu’n, dich nach allen Regeln zu zerfleischen! Wenn du das überleben solltest, wird dein Gegner Garruk Fleischspalter sein, der Orc, der einem Tauren die Hörner ausreißt und einen Orc mit nur einem Schlag in zwei Teile schlägt! Er freut sich schon, dir dein Ende bereiten zu dürfen! Wenn du gewinnst, sollst du frei sein und in der Horde bleiben dürfen. Verlierst du, so sollst du jämmerlich verrecken und unseren Tieren ein guter Fraß sein. Sei stark, oder stirb. Beginnen wir!“
Und dann begann es. Die Tore ihm gegenüber öffneten sich und heraus kamen drei Löwen des Brachlandes. Große, kräftige Tiere, vermutlich ausgewählt und trainiert für diese Kämpfe. Die Menge grölte. Es gab nicht wenige Zuschauer, die sich darauf freuten, einen Amani bluten zu sehen. Und sterben. Aber den Gefallen würde er ihnen nicht tun. Die Tiere kamen auf ihn zu und sogleich festigte er seinen Stand, richtete den Speer aus und verschanzte sich in dieser Verteidigungshaltung. Er würde nicht so dumm sein, und den ersten Schritt machen. Sie begannen ihn zu umkreisen, so wie hungrige Aasfresser einen Kadaver umzingelten, um sich zu vergewissern, dass die Luft rein ist. Maa’gal wusste, dass er diesen Kampf so schnell wie möglich beenden musste, da er seine Kraft für die zweite Runde brauchte. Er knurrte, vergrub die Füße in dem Sand, als auch schon der erste Löwe auf ihn zusprang. Er kam frontal, die Klauen voran, das Maul weit geöffnet. Der Amani stieß einen Schrei aus und stieß den Speer nach vorne, rammte ihn dem Tier in den Bauch. Es starb sofort, fiel auf den Boden, den Speer weiterhin im Leib. Er wollte seine Waffe gerade herauszuziehen, als sich mit einem Mal Krallen in seinen Rücken bohrten. Ein zweiter Löwe hatte angegriffen, krallte sich in ihm fest und riss das Maul auf, um ihm den Kopf zu zerbeißen. Sofort ließ Maa’gal den Speer los, griff mit den Armen nach hinten, packte den Löwen an der Mähne und warf ihn über sich. Fleisch riss auf, Blut strömte heraus und er knurrte schmerzerfüllt, blieb aber aufrecht stehen. Er durfte keine Schwäche zeigen. Das dritte Tier kam auf ihn zu, stürmte heran. Nun hieß es schnell reagieren. Der Hüne griff nach dem Speer, zog ihn aus dem toten Leib heraus und schlug einen weiten Bogen, dem neuen Angreifer ins Gesicht, woraufhin dieser einen Satz zurückmachte, sogleich aber wieder angriff. Der Troll warf den Speer. Jener bohrte sich in den Tierleib und auch dieser erschlaffte. Für Jubel gab es keine Zeit. Der übrig gebliebene Löwe hatte bereits zum Angriff gesetzt, die Ablenkung erneut genutzt. Maa’gal schaffte es gerade so, den Arm zu heben, so dass die Zähne sich in den provisorischen Armschienen vergruben. Schmerzen tat es trotzdem, drang aber zum Glück nicht durch. Das Tier verkeilte sich in dem Arm und es würde nicht lange dauern, dann hätte er den Stoff überwunden und würde seinen Arm unbrauchbar machen. Dazu durfte es nicht kommen. Der Amani schrie auf, warf sich und den Arm auf den Boden, damit auch das Tier. Seine freie Hand zog den Dolch von seinem Gürtel und stach ihn dreimal in die Brust des bissfesten Kontrahenten. Der Druck auf seinen Unterarm ließ nach, der pochende Schmerz blieb. Er erhob sich und richtete den Blick auf das Tor, denn er wusste, dass es eine Pause nicht geben würde.
Garruk Fleischspalter betrat den Ring, als Maa’gal seinen Speer wieder an sich genommen hatte. Er war ein Orc, wie er im Buche steht; Groß, muskelbepackt, von Narben übersät, eine grobschlächtige, zweihändige Axt in der Hand. Ein Krieger und vermutlich kein schlechter, sonst würde man ihm nicht Maa’gal gegenüberstellen. Ihn zu besiegen, würde zweifelsohne mehr brauchen, als ein paar Finten, was zum anderen auch an der Ausstattung des Orcs lag. Im Gegensatz zu Maa’gal war nicht nur mit einem Kilt aus Stoff und primitiven Armschienen gerüstet, sondern hatte Arm- und Beinschienen aus Leder, einen Kriegskilt aus Ketten, der ihm bis zu den Knien ging und einen zwar freizügigen, aber dennoch etwas schützenden Lederharnisch. Seine Waffe war auch in einem besseren Zustand. Die musste er zuerst beseitigen, das war klar, nur das Wie noch nicht.
Garruk verschwendete nicht viel Zeit damit, eine Unterhaltung oder dergleichen zu führen. Nicht einmal provokante Beleidigungen oder abfällige Kommentare fielen. Er griff einfach an. Der Orc stürmte auf Maa’gal zu, die Axt gehoben, für einen Angriff Schwung geholt. Es blieb nicht viel Zeit zu reagieren und nur in letzter Sekunde schaffte der Amani es, den Schlag mit dem Speer abzulenken. Und auch das nur mehr schlecht als recht. Die Axt raste gen Boden, drückte den Speer aber mit herunter, denn der Druck verschwand keinesfalls. Maa’gal knurrte auf, zog die Spitze des Speeres zu sich, das Ende in die entgegengesetzte Richtung, so dass der Orc ihn hart gegen den Hinterkopf bekam. Dann sprang der Amani zurück, ging in eine geduckte, vorbereitete Position und harrte erneut aus. Solange er nicht wusste, wie er diesen Orc schnell und effektiv ausschaltete, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf die Abwehr zu beschränken. Andernfalls würde er zu viel riskieren, vor allem, da er stetig Blut verlor, hatte sein aufgekratzter Rücken nicht die Zeit und Ruhe, sich zu regenerieren. Auch in der Hinsicht musste er schnell eine Lösung finden, sonst würde er der Anstrengung unterliegen und sterben. Garruk kam wieder auf ihn zu, er rannte, die Axt zu einem neuen Schlag angesetzt, welchem der Troll mit einer Rückwärtsrolle auswich. Ein paar Mal ging es, ein Angriff des Orcs, ein Ausweichen von Maa’gal, mal sicherer, mal sehr knapp, wie eine Art Tanz. Als Garruk dann ein weiteres Mal – reichlich zornig, mittlerweile – zuschlug, hielt Maa’gal ihm den Speer entgegen, wollte ihn mit der Parierstange blocken. Zu seinem Nachteil hatte er vergessen, dass seine Waffe nicht mehr in dem besten Zustand war, so dass sie entzwei brach. Er knurrte verächtlich, Garruk lachte triumphierend auf und schlug sogleich ein weiteres Mal zu. Im letzten Moment schaffte der Amani es, in die Höhe zu springen, über den Schlag hinweg. Er landete auf dem langen Axtgriff des Orcs, seinen Händen, um genau zu sein, übte einen unglaublichen Druck aus, so dass er loslassen musste, damit sie nicht brachen. Maa’gal sprang wieder empor, über den Orc hinweg, als ein Zucken durch ihn hindurch ging, er die Landung versäumte und hart auf dem bereits beschädigten Rücken aufkam. Er krümmte sich, drückte den Rücken schmerzerfüllt durch, verzog das Gesicht. Verschwommen sah er, wie ein breiter Orc sich zu ihm herumdrehte und mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll auf ihn zu kam, sich auf ihn schmiss und wie ein Wahnsinniger mit den Fäusten sein Gesicht demolierte. Er wusste nicht, wie viele Schläge es waren, die der Orc ihm verpasste, nur dass sein Gesicht sich mit der Zeit taub anfühlte, sein Blick vom Blut rot gefärbt wurde. War es nun vorbei? Würde er hier sterben? Hatte Rash’Akee Recht, rief Samedi ihn? Er versuchte über die dumpfen Geräusche der Schläge hinweg zu hören, suchte nach einem Klingeln, diesem wohlbekannten, Angst einflößenden Geräusch… Es war nicht da. Kein Klingeln, dafür aber Stimmen, Schreie, wohlbekannte Schreie von zwei Frauen. Nein, heute war nicht der Tag seines Todes. Der Amani kniff kurz das Auge zusammen, als er einen weiteren Schlag einsteckte, drückte den Körper dann mit aller Kraft durch. Überrascht von dem plötzlichen Kraftaufwand verlor Garruk auf ihm das Gleichgewicht, kam kurz ins Taumeln, als Maa’gal sich ein weiteres Mal so ruckartig bewegte. Dann stieß er sich mit dem linken Arm vom Boden ab, warf den Orc zur Seite und stürzte sich nun seinerseits auf ihn herauf. Wild und unkontrolliert wälzten die beiden Kontrahenten sich im Dreck, hinterließen eine große Blutspur, bis nach wenigen Minuten Ruhe einkehrte. Garruk lag auf dem Körper von Maa’gal und von keinen der beiden ging irgendeine Regung aus. Es wirkte, als seien sie tot. Dann stöhnte Maa’gal auf.
Der Amani schob den wuchtigen Körper des Orcs von sich herunter, zwang sich selbst auf alle Viere, während die Menge gespannt in den Ring sah. Es war unglaublich ruhig. Der Troll sah auf den Orc, von welchem keinerlei Lebenszeichen mehr ausging. Kein Wunder, denn in seiner Kehle steckte ein Dolch. Ruhig, die letzten Kraftreserven aufbringend erhob Maa’gal sich und streckte die rechte Hand empor, präsentierte seinen Handrücken und die Schlange darauf, sein Zeichen. Durch die Menge ging ein Grölen, ein Jubeln, wild wurde auf dem Boden getrampelt – Zumindest von denen, die über das vergangene nun hinwegsehen konnten – und er ließ den Blick durch die Masse wandern, dorthin, wo die Kohorte ist. Er sah, wie Avaniel begeistert aufsprang, fast herunter gefallen wäre, hätte Eryl sie nicht gerade noch am Gürtel gepackt. Wie Nila’s und Kr’Aijas Gesicht von Erleichterung und Freude durchzogen wurden. Wie Wacca und Aka’Jee ihm anerkennend und grinsend zunickten. Wie Gomak und Kalarek sich umarmten, nur um im nächsten Moment mit einem Grunzen zurückzuweichen, als wäre das nicht passiert und dann von Kearnons großen Armen umschlossen wurden. Und zuletzt, wie Garonja einen großen Beutel Gold entgegen nahm und elendig breit grinste. Als letztes sah er zu dem Ringrichter, welcher ihm dezent aber anerkennend zunickte und sich dann abwandte. Er hatte gewonnen. Er war frei. Mit vorsichtig gesetzten, langsam Schritten schlurfte der Amani aus dem Ring heraus, zurück zu seiner „Unterkunft“. Sobald er das Tor durchquert hatte, man ihn nicht mehr sehen konnte, brach er, ein triumphierendes Grinsen im Gesicht, zusammen.
Re: Siegen oder sterben
Sie hasste ihre Schwäche. Mit einem Ruck zerrte sie ihren Pfeil aus der Eberflanke, der dritten in dieser Nacht. Sie musste aufhören, doch Scham und Wut eine schlechte Mischung wie sie fand trieb sie weiter. Der Kadaver landete bei den anderen auf dem Raptor den sie aus den Ställen Orgrimmars hatte. Mit einem Zungenschnalzen trieb sie das Tier, es war erfreulicherweise nicht bissig, wieder an und führte es an den Zügel hinter sich her durch Durotar. Sie jagte absichtlich Eber, auf Eberjagd wusste man nie wie es ausging. Sass der Pfeil nicht richtig konnte ein wütender, verletzter Eber auch einen Troll töten, sie fragte sich ob sie deswegen am liebsten Eber jagte. Doch lange konnte sie auch dieser Frage nicht nachgehen, unweigerlich landeten ihre Gedanken wieder bei Maa'gal und seinen Worten. Sie hätte ihm tatsächlich den Kopf von den Schultern trennen sollen, oder noch besser wäre sie ihm doch nie begegnet. Doch allein der Gedanke ihn nicht zu kennen trieben ihr wieder die verhasste Feuchtigkeit in die Augen.
Sie hatten den Abend weit von sich geschoben, alle ihre guten Vorsätze waren für nichts gewesen. Es hatte gut angefangen mit Blut, ihrem Eigenen. Ihr Nacken brannte, ein Schmerz den sie nur zu gerne spürte, vertrieb er doch die Taubheit ihres Körpers. Das war also Liebe. Ein Irrsinn inmitten dem sie sich fühlte wie ein Stück Treibholz das mit Wucht von den Wellen an eine Steilküste geworfen wurde. Immer und immer wieder bis es als bleiches, geschältes Gerippe an einem Strand enden würde. Sie musste auf die Füsse kommen und das schnell so wollte sie nicht enden.
Sie hatte nicht auf ihren Weg geachtet und so landete sie genau an dem Ort an dem sie heute Nacht und in jeder Nacht zuvor am wenigsten Willkommen war. Sen'jin.
Die Ansammlung der Hütten so schmerzlich vertraut. Doch für sie brannten die Fackeln nicht, sie wurde nicht willkommen geheissen. Sie hielt sich ausserhalb des Feuerscheins, wusste das die Wachen sie nicht sehen konnten und kämpfte in einer Schlacht die in ihrem Herzen tobte seit sie in solch einer klaren, kalten Nacht die Hütte ihrer Familie verlassen hatte. Familie war wie Liebe. Ihr Untergang. Sie wendete sich ab und traf kurze Zeit später auf die Strasse nach Razor Hill, der sie folgte.
Sie warf die drei Eber neben Ghoshas Hütte, so hatte sie es mit Grethor besprochen, Ghosha würde das Fleisch für den Clan brauchen können. Dann trat sie durch die Tore Orgrimmars, müde, blutig aber endlich ruhig. Sie kannte nun ihren Weg.
Sie schlief, tief und traumlos und als die Geräusche Orgrimaars sie weckten stand die Sonne hoch am Himmel. Sie wartete auf die Schwäche und die Angst die sie seit Wochen nach dem aufwachen wie ein harter Schlag in den Magen traf, aber beides kam nicht. Mit einem hauerlastigen Grinsen kämpfte sie sich aus den Fellen und tappte zu der Schüssel mit kaltem Wasser.
Das Frühstück zwischen den Hauern, schlüpfte sie in einen Kilt und ein passendes Oberteil und machte sich summend auf den Weg um Nilamakal zu suchen.
Sie stand vor der Arena, Nila' und Kraija waren gemeinsam gekommen, doch nun befand sich Nilamakal schon in der Menge am Eingang, sie war ein wenig zurückgeblieben und lauschte dem Gespräch einer Gruppe Darkspear. Ja sie wünschten Maa'gal den Tod, verständlicherweise, sie schnauzte den Jüngsten der Gruppe an. Der harte Schlag den sie dafür kassierte, quittierte sie mit einem kalten Lächeln und der junge Troll senkte verunsichert den Blick. Die Alten schüttelten nur die Köpfe. Kr'Aija schloss sich Nila' wieder an und nun waren es beide Trollinnen die Stärke zeigten.
Sie stand inmitten der Kohorte. Ihre Waffen, Bogen, Pfeile und Dolch hatte sie am Eingang abgegeben. Sie hatte nicht den Versuch gemacht eine Waffe in die Arena zu schmuggeln, die Konsequenz den Kampf deswegen nicht zu sehen wollte sie nicht tragen. Ruhig sah sie in das Rund, in dem in wenigen Minuten Blut fliessen würde. Maa'gals Blut. Kurz packte die knochige Hand der Angst ihr Herz und liess ihren Atem stocken. Doch dann wurden das Tor hochgezogen und der Amani betrat die Arena, in einem Kilt, aus Stoff. Sie zog eine Schnute, die Aufmachung passte ihr überhaupt nicht. Nun ehrlicherweise passte ihr nach wie vor die ganze Sache nicht. Er sah sich um, suchend. War es Erleichterung die sie in seinen Augen lass als er sie und die Kohorte entdeckte. Sie wusste es nicht, aber sie drückte den Rücken durch und hob das Kinn. Trotzig. Schwäche konnte sie sich nicht mehr leisten, nicht für sich, nicht für ihn.
Löwen. Es hätte schlimmer sein können, Kodos oder Rhinozerosse. Löwen waren jedoch kein Grund sich wirklich zu entspannen, ihre Zungenspitze schnellte hervor und tippte gegen ihren gesplitterten Hauer. Maa'gal konzentrierte sie nur auf die Löwen und Kr'Aija hielt den Atem an als der erste sprang. Dann schrie sie eine Warnung als der Zweite in seinem Rücken sprang, doch gegen das Geschrei der Horde kam sie nicht an. Der erste Löwe lag tot im Staub, der Speer noch in der Brust, Maa'gals Rücken sah furchtbar aus, aufgerissen das Blut floss ungehindert in den Kilt. Der Zweite wurde gefällt den Speer in der Flanke als der Dritte auch schon wieder sprang. Kr'Aija hielt den Atem an, doch auch dieser Löwe überlebte den Amani nicht. Ihr Herz jubelte, dann öffnete sich das Tor und es blieb für zwei Schläge stehen.
Garruk Fleischspalter, sie hatte ihn schon kämpfen sehen in der Arena. Dieser Orc kämpfte wenn man nicht wollte das sein Gegner in einem Stück den Ring verliess. Ihre Klaue krampfte sich einen Moment in den Stoff ihres Kiltes. Vertrauen. Sie hatte es sich geschworen, sie wurde ruhig. Dann begann der Tanz.
Maa'gal lag unter dem Orc Kr'Aija konnte sehen wie der Orc nach seinem Kopf hieb, das Blut das über die Züge lief. Sie schrie, über den Lärm der Masse, es war ihr egal was man von ihr dachte. Sie fühlte sich wie in Watte gepackt, die Geräusche der Horde, die Schreie Nila's klangen dumpf in ihren Ohren. Das Todeskind flüsterte in ihren Gedanken und sie schrie sich die Angst der letzten Wochen von der Seele. Maa'gal kam hoch wälze sich über den Orc und Kr'Aija konnte nicht mehr sehen was passierte, sie rollten sich durch den Staub der sich rot färbte und dann lagen sie still. Alle beide. Sie hielt den Atem an.
Sie sass am Strand und blickte aufs Meer, die Wellen spielten mit den Spitzen ihrer Zehen. Maa'gal hatte gewonnen. Er hatte furchtbar ausgesehen, aber es würde heilen. Er hatte gewonnen und bewiesen das sie ihm Vertrauen konnte. Sie drückte ihre Zehen in den weichen, nassen Sand. Kr'Aija stand auf und schlüpfte aus ihren Kleidern und trat in die Wellen bis sie den Boden unter den Füssen verlor, das Wasser schlug über ihrem Scheitel zusammen.
Sie lag schwer atmend im Sand das Fell verkrustet von Salz und Sand, ihr Nacken brannte, sie war geschwommen hatte sicher selber hinter sich gelassen. Nun lag sie hier, fühlte sich so ruhig und frei wie schon lange nicht mehr. Sie sass auf und rührte die Paste an die sie vorbereitet hatte, schmierte sich das Zeug ins raspelkurze Haar. Einige Stunden später stand Kr'Aija auf und ging nach Orgrimmar und liess einen Teil von sich selbst am Strand zurück.
Sie hatten den Abend weit von sich geschoben, alle ihre guten Vorsätze waren für nichts gewesen. Es hatte gut angefangen mit Blut, ihrem Eigenen. Ihr Nacken brannte, ein Schmerz den sie nur zu gerne spürte, vertrieb er doch die Taubheit ihres Körpers. Das war also Liebe. Ein Irrsinn inmitten dem sie sich fühlte wie ein Stück Treibholz das mit Wucht von den Wellen an eine Steilküste geworfen wurde. Immer und immer wieder bis es als bleiches, geschältes Gerippe an einem Strand enden würde. Sie musste auf die Füsse kommen und das schnell so wollte sie nicht enden.
Sie hatte nicht auf ihren Weg geachtet und so landete sie genau an dem Ort an dem sie heute Nacht und in jeder Nacht zuvor am wenigsten Willkommen war. Sen'jin.
Die Ansammlung der Hütten so schmerzlich vertraut. Doch für sie brannten die Fackeln nicht, sie wurde nicht willkommen geheissen. Sie hielt sich ausserhalb des Feuerscheins, wusste das die Wachen sie nicht sehen konnten und kämpfte in einer Schlacht die in ihrem Herzen tobte seit sie in solch einer klaren, kalten Nacht die Hütte ihrer Familie verlassen hatte. Familie war wie Liebe. Ihr Untergang. Sie wendete sich ab und traf kurze Zeit später auf die Strasse nach Razor Hill, der sie folgte.
Sie warf die drei Eber neben Ghoshas Hütte, so hatte sie es mit Grethor besprochen, Ghosha würde das Fleisch für den Clan brauchen können. Dann trat sie durch die Tore Orgrimmars, müde, blutig aber endlich ruhig. Sie kannte nun ihren Weg.
Sie schlief, tief und traumlos und als die Geräusche Orgrimaars sie weckten stand die Sonne hoch am Himmel. Sie wartete auf die Schwäche und die Angst die sie seit Wochen nach dem aufwachen wie ein harter Schlag in den Magen traf, aber beides kam nicht. Mit einem hauerlastigen Grinsen kämpfte sie sich aus den Fellen und tappte zu der Schüssel mit kaltem Wasser.
Das Frühstück zwischen den Hauern, schlüpfte sie in einen Kilt und ein passendes Oberteil und machte sich summend auf den Weg um Nilamakal zu suchen.
Sie stand vor der Arena, Nila' und Kraija waren gemeinsam gekommen, doch nun befand sich Nilamakal schon in der Menge am Eingang, sie war ein wenig zurückgeblieben und lauschte dem Gespräch einer Gruppe Darkspear. Ja sie wünschten Maa'gal den Tod, verständlicherweise, sie schnauzte den Jüngsten der Gruppe an. Der harte Schlag den sie dafür kassierte, quittierte sie mit einem kalten Lächeln und der junge Troll senkte verunsichert den Blick. Die Alten schüttelten nur die Köpfe. Kr'Aija schloss sich Nila' wieder an und nun waren es beide Trollinnen die Stärke zeigten.
Sie stand inmitten der Kohorte. Ihre Waffen, Bogen, Pfeile und Dolch hatte sie am Eingang abgegeben. Sie hatte nicht den Versuch gemacht eine Waffe in die Arena zu schmuggeln, die Konsequenz den Kampf deswegen nicht zu sehen wollte sie nicht tragen. Ruhig sah sie in das Rund, in dem in wenigen Minuten Blut fliessen würde. Maa'gals Blut. Kurz packte die knochige Hand der Angst ihr Herz und liess ihren Atem stocken. Doch dann wurden das Tor hochgezogen und der Amani betrat die Arena, in einem Kilt, aus Stoff. Sie zog eine Schnute, die Aufmachung passte ihr überhaupt nicht. Nun ehrlicherweise passte ihr nach wie vor die ganze Sache nicht. Er sah sich um, suchend. War es Erleichterung die sie in seinen Augen lass als er sie und die Kohorte entdeckte. Sie wusste es nicht, aber sie drückte den Rücken durch und hob das Kinn. Trotzig. Schwäche konnte sie sich nicht mehr leisten, nicht für sich, nicht für ihn.
Löwen. Es hätte schlimmer sein können, Kodos oder Rhinozerosse. Löwen waren jedoch kein Grund sich wirklich zu entspannen, ihre Zungenspitze schnellte hervor und tippte gegen ihren gesplitterten Hauer. Maa'gal konzentrierte sie nur auf die Löwen und Kr'Aija hielt den Atem an als der erste sprang. Dann schrie sie eine Warnung als der Zweite in seinem Rücken sprang, doch gegen das Geschrei der Horde kam sie nicht an. Der erste Löwe lag tot im Staub, der Speer noch in der Brust, Maa'gals Rücken sah furchtbar aus, aufgerissen das Blut floss ungehindert in den Kilt. Der Zweite wurde gefällt den Speer in der Flanke als der Dritte auch schon wieder sprang. Kr'Aija hielt den Atem an, doch auch dieser Löwe überlebte den Amani nicht. Ihr Herz jubelte, dann öffnete sich das Tor und es blieb für zwei Schläge stehen.
Garruk Fleischspalter, sie hatte ihn schon kämpfen sehen in der Arena. Dieser Orc kämpfte wenn man nicht wollte das sein Gegner in einem Stück den Ring verliess. Ihre Klaue krampfte sich einen Moment in den Stoff ihres Kiltes. Vertrauen. Sie hatte es sich geschworen, sie wurde ruhig. Dann begann der Tanz.
Maa'gal lag unter dem Orc Kr'Aija konnte sehen wie der Orc nach seinem Kopf hieb, das Blut das über die Züge lief. Sie schrie, über den Lärm der Masse, es war ihr egal was man von ihr dachte. Sie fühlte sich wie in Watte gepackt, die Geräusche der Horde, die Schreie Nila's klangen dumpf in ihren Ohren. Das Todeskind flüsterte in ihren Gedanken und sie schrie sich die Angst der letzten Wochen von der Seele. Maa'gal kam hoch wälze sich über den Orc und Kr'Aija konnte nicht mehr sehen was passierte, sie rollten sich durch den Staub der sich rot färbte und dann lagen sie still. Alle beide. Sie hielt den Atem an.
Sie sass am Strand und blickte aufs Meer, die Wellen spielten mit den Spitzen ihrer Zehen. Maa'gal hatte gewonnen. Er hatte furchtbar ausgesehen, aber es würde heilen. Er hatte gewonnen und bewiesen das sie ihm Vertrauen konnte. Sie drückte ihre Zehen in den weichen, nassen Sand. Kr'Aija stand auf und schlüpfte aus ihren Kleidern und trat in die Wellen bis sie den Boden unter den Füssen verlor, das Wasser schlug über ihrem Scheitel zusammen.
Sie lag schwer atmend im Sand das Fell verkrustet von Salz und Sand, ihr Nacken brannte, sie war geschwommen hatte sicher selber hinter sich gelassen. Nun lag sie hier, fühlte sich so ruhig und frei wie schon lange nicht mehr. Sie sass auf und rührte die Paste an die sie vorbereitet hatte, schmierte sich das Zeug ins raspelkurze Haar. Einige Stunden später stand Kr'Aija auf und ging nach Orgrimmar und liess einen Teil von sich selbst am Strand zurück.
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